Testberichte

Zweite Freemail-Anbieter-Testrunde: Wir haben fast gefunden, was wir suchten

9. Dezember 2014 von Larissa Weigand

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In unseren ersten fünf Testwochen widmeten wir uns wöchentlich einem großen Postfach-Anbieter wie: GMX, WEB.DE, T-Online, Gmail und Yahoo; diese konnten uns jedoch nicht überzeugen. Grund genug für uns, unsere Testreihe zu erweitern und weitere Anbieter zu testen: Posteo, mailbox.org, MyKolab.com, Secure-Mail.biz, eclipso und aikQ Mail hießen die Testkandidaten der letzten Wochen. Die schlechte Nachricht zuerst: Kostenfreie Anbieter bringen Sie nicht weit. Die gute Nachricht: Es gibt genügend günstige Anbieter, die uns fast keinen Wunsch offen ließen und das erfüllten was wir suchten. Werden wir konkret:

Freemail Testsieger und -verlierer in den einzelnen Testkriterien

Wir haben die Unterteilung unserer ersten Testrunde beibehalten. Im Folgenden sehen Sie unsere Kriterien – als Security-Experte war uns die Sicherheit das Wichtigste. Aber auch die Usability haben wir nicht vernachlässigt.

Verschlüsselung der Postfach-Anbieter

Die Anbieter unseres erweiterten Tests werben oftmals damit, Ihre Privatsphäre ernst zu nehmen. Allen Anbietern im zweiten Testdurchlauf gelingen eine starke Webseiten- und Backend-Verschlüsselung, alle unterstützen Perfect Forward Secrecy (PFS) und alle E-Mails werden mit einer effizienten Transportverschlüsselung versendet. Sämtliche Server befinden sich entweder in der Schweiz oder aber in Deutschland – eine Ausnahme bildet Secure-Mail.biz: Die Server dieses Anbieters verstreuen sich weltweit und der Hauptserver befindet sich in Russland. Dies mit einkalkuliert, ist Secure-Mail.biz der Testverlierer in diesem Vergleich. Testsieger ist mailbox.org, da dieser Anbieter so weit geht, keine unverschlüsselten E-Mails zuzustellen. Hinzu kommt, dass Sie optional einstellen können, dass Ihre E-Mails entweder verschlüsselt oder gar nicht versendet werden.

AGB & Datenschutz der Postfach-Anbieter

In Bezug auf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen und die Datenschutzerklärung konnten sich Posteo und mailbox.org durchsetzen: Bei beiden Anbietern sind die Inhalte bestens auffindbar, in verständlicher Ausdrucksweise verfasst und lassen keine Hintertürchen offen. Bei MyKolab.com existieren die AGB nicht in deutscher Sprache, sind aber inhaltlich keinesfalls kritikwürdig. AikQ Mail verzichtet auf eine Datenschutzerklärung, stellt die Informationen, die diese normalerweise enthält, aber anderweitig zur Verfügung. Da mussten wir gelegentlich schon recht ordentlich suchen, eine zusammenfassende Datenschutzerklärung würden wir begrüßen. Dasselbe gilt auch für die nicht existenten AGB bei Secure-Mail.biz; an der Datenschutzerklärung gibt es auch hier nichts auszusetzen. Einzig eclipso drückte sich nicht so eindeutig aus. Dass Sie Werbung per E-Mail, SMS und in Newslettern nicht abbestellen können, ist Inhalt der eclipso-AGB und den Versand von Zwangs-Werbung empfinden wir als lästig. Unklar war uns, inwieweit eclipso SMS-Inhalte prüft: Einerseits erklärt der Anbieter, zur Überprüfung der SMS auf das Beeinträchtigen von Rechten Dritter verpflichtet zu sein, andererseits existiere laut AGB von eclipso keine Pflicht zur Überwachung der Inhalte. Zwei Sätze, die widersprüchlicher nicht sein könnten – und sie lassen den potenziellen eclipso-Nutzer mit Fragezeichen auf der Stirn zurück.

Passwortsicherheit der Postfach-Anbieter

Als wir unsere Testserie begannen, hatten wir die Sicherheitsprüfung von Passwörtern nicht in unserem Kriterienkatalog. Als wir allerdings feststellen mussten, dass „Passwort“ oder „12345678“ als sicher angesehen werden, gewann dieser Punkt an Bedeutung. In Testrunde Nummer eins ging T-Online mit einer sicheren Passwortprüfung als einziger Anbieter mit zufriedenstellendem Ergebnis vom Testparkett. Leider können wir auch in der zweiten Testrunde nur mit dem Kopf schütteln angesichts dieses desaströsen Sicherheitsdefizits: Mit mailbox.org existiert lediglich ein weiterer Postfach-Anbieter, der die Prüfung der Passwortsicherheit ernst zu nehmen scheint. Bei mailbox.org ist die Passwortprüfung sogar wesentlich ausführlicher als es bei T-Online der Fall war: Ihnen werden die Bedingungen genannt, zu denen gehört, dass Ihr ausgesuchtes Passwort nicht im Duden stehen darf. Weiter sind Buchstaben-/Zahlenkombinationen unumgänglich. Genau so muss eine Passwortprüfung aussehen!

Enttäuscht haben uns alle anderen Anbieter, die unsichere Passwörter als halbwegs oder sogar komplett sicher markieren. Ist eine fehlende Passwortprüfung eigentlich noch schlimmer als eine unzureichende? Wir wissen es nicht; aikQ Mail und MyKolab.com, die außerhalb dieses Punktes gut abschneiden können, scheinen es allerdings so zu sehen, denn diese beiden Anbieter verzichten komplett auf eine Prüfung. aikQ Mail hat allerdings bereits auf unseren Test reagiert und angekündigt, eine sichere Passwortprüfung zu integrieren. Der nicht versierte User wird das ansonsten einfach zu bearbeitende Registrierungsformular ausfüllen und überhaupt nicht darüber nachdenken, ob „Passwort123“ oder Passwörter, die ähnlich unsicher sind, nun schützen oder nicht. Dass so wenig auf Passwortsicherheit geachtet wird, sogar oder insbesondere bei Anbietern, die sich den Schutz Ihrer Privatsphäre werbewirksam auf die Fahnen schreiben, ist schon mehr als enttäuschend.

Postfach Registrierung: Ihr Login in die Freemail

Sind wir in der ersten Testrunde bei einigen Testkandidaten fast wahnsinnig geworden wegen der störenden Werbeeinblendungen, waren wir in der gesamten zweiten Testrunde mit den Registrierungen sehr zufrieden. Als deutliche Testsieger setzen sich Posteo und Secure-Mail.biz ab: Bei diesen beiden Anbietern ist es nicht nötig, dass Sie irgendwelche Daten zur Registrierung angeben. Aber auch aikQ Mail, mailbox.org sowie MyKolab.com punkten kräftig: Zum einen verzichten diese auf Klarnamenzwang, sodass Sie sich auch mit einem Pseudonym anmelden können, zum anderen ist der Umfang an Daten, den Sie verraten (oder mit Pseudonym auch nicht verraten), extrem gering. Testverlierer ist eclipso: Anrede, Vor- und Nachname, Straße, Hausnummer, PLZ, Ort, Land, eine alternative E-Mail-Adresse und Ihren Geburtstag möchte der Anbieter wissen.

Abofallen bei den Postfach-Anbietern

Sie können erleichtert ausatmen: Es kam in unserer zweiten Testreihe nicht einmal vor, dass wir das Gefühl hatten, wir müssten auf Abofallen aufpassen.

Usability: Welche Anbieter können punkten?

Ganz klar: Auch die Usability ist ein wichtiges Kriterium. Was nützt es Ihnen, beim sichersten Anbieter zu sein, wenn Sie mit diesem nicht arbeiten können? Schauen wir uns zunächst die Kapazitäten an: Bei eclipso erhalten Sie unbegrenzte Speicherkapazitäten, Ihre Dateianhänge dürfen allerdings eine Größe von 20 MB nicht übersteigen. Ginge es nur um die Speicherkapazitäten, wäre eclipso eindeutiger Testsieger. In unseren Augen macht es allerdings die ausgewogene Mischung, und so küren wir aikQ Mail zum Kapazitäten-Testsieger: 10 GB Speicherkapazität für Ihre E-Mails und Daten sind sehr großzügig und dass Dateianhänge 50 MB groß sein dürfen, zeigt die Ausgewogenheit des Leistungsangebots von aikQ Mail.

Posteo, mailbox.org und MyKolab offerieren jeweils 2 GB Speicherkapazität (im Basispaket – Upgrades sind bei einzelnen Anbietern möglich) sowie 50, 40 und 30 MB für Dateianhänge. Testverlierer ist eindeutig Secure-Mail.biz: Nutzen Sie lediglich das E-Mail-Paket, ist Ihre E-Mail-Speicherkapazität auf 45 MB, Ihre Dateianhang-Kapazität auf 4 MB beschränkt. Das ist annähernd so wenig wie WEB.DE bietet und damit dürften die meisten Anwender binnen kürzester Zeit an ihre Grenzen stoßen.

Insgesamt überzeugen sämtliche Anbieter mit einem intuitiv bedienbaren Backend. Es existieren weitaus mehr Möglichkeiten, die Einstellungen anzupassen, als bei den zuerst getesteten Freemail-Anbietern. Oftmals lassen sich die Leistungen durch einen tieferen Griff in die Geldbörse steigern – so auch bei unserem Kapazitäten-Test-Verlierer Secure-Mail.biz. Wählen Sie ein größeres Paket, das mehr leistet als den E-Mail-Versand, zeigen sich auch die Kapazitäten dieses Anbieters großzügiger. Im Handling mit dem Webmail-Angebot der unterschiedlichen Postfach-Anbieter gab es einen weiteren, der sich negativ absetzte: eclipso war der einzige Testkandidat in unserer zweiten Testrunde, der Werbung einblendet. Zwar ist diese sehr unauffällig platziert und stört überhaupt nicht, erwähnenswert ist es dennoch.

Preisliche Gestaltung der Postfach-Anbieter

Als Preissieger geht eclipso aus dem Rennen: Sie erhalten ein kostenfreies Postfach mit guten Leistungen. Secure-Mail.biz offeriert Postfächer ebenfalls kostenfrei, allerdings ist das mit den viel zu geringen eben erwähnten Kapazitäten verbunden. Posteo, mailbox.org und aikQ Mail möchten von Ihnen einen Euro pro Monat; das ist ausgewogen und fair. Der teuerste Anbieter ist MyKolab.com; für das Postfach zahlen Sie monatlich 3,73 Euro.

 

Postfach Fazit: Sicherer kostenlose E-Mail-Versand ist doch möglich?

Das Fazit unserer ersten Testreihe fiel sehr ernüchternd aus: Keiner konnte unseren Anforderungen gerecht werden. Gut, dass wir nachgelegt haben, denn nun können wir Ihnen sagen, dass Sie Anbieter finden können, die Ihnen den E-Mail-Versand sicher gestalten. Betrachten wir das gesamte Paket jedes Anbieters, finden wir einen eindeutigen Testsieger: mailbox.org. Nur dieser Anbieter hat ein Webmail-System geschaffen, dass es Ihnen ermöglicht, sich aktiv gegen den Versand unverschlüsselter E-Mails zu entscheiden. Weiter ist es nicht möglich, unverschlüsselte E-Mails zu empfangen. Mailbox.org ist auch der einzige Anbieter in unserer Testreihe, der die Passwortsicherheit ernst nimmt: Es ist nicht möglich, ein unsicheres Passwort zu wählen, und dass das nur einmal in der kompletten Testserie vorkam, ist schon sehr befremdlich. Bei der Registrierung hat mailbox.org deshalb Punktabzug erfahren, da Sie zu viele Angaben machen müssen. Dass diese allerdings nicht der Wahrheit entsprechen müssen – mailbox.org verzichtet auf Klarnamenzwang – ist wieder ein Pluspunkt. Die Kapazitäten überzeugen genauso wie das gesamte Preis-Leistungsverhältnis.

Auch zu den anderen Testkandidaten unserer zweiten Testreihe können wir Ihnen eher raten als zu den fünf großen Freemail-Anbietern der ersten Testreihe. Bei eclipso sind uns schwammige Formulierungen in den AGB sauer aufgestoßen; auch die Menge der Daten bei der Registrierung empfanden wir als viel. Secure-Mail.biz kann mit seinen Kapazitäten im reinen E-Mail-Paket keinen Blumentopf gewinnen und MyKolab.com ist der teuerste Anbieter im Test. Bleiben noch Posteo und aikQ Mail, wo wir jeweils kleinere Details auszusetzen haben, die Sie in den jeweiligen Testberichten nachlesen können. Alles in allem sind wir allerdings glücklich, Postfach-Anbieter gefunden zu haben, die die Privatsphäre ihrer Nutzer sichern möchten. Anbieter, die IT-Sicherheit nicht nur irgendwo in ihren Marketing-Strategien verankert haben, sondern die sie leben wollen. Oftmals konnten wir politische Motive auf den Webseiten der Anbieter ausmachen, die allerdings schon vor den Enthüllungen durch Edward Snowden entstanden. Ob Sie der Sicherheit einen genauso hohen Stellenwert geben wie wir, bleibt natürlich Ihnen überlassen – in unserer zweiten Testreihe findet sich kein Anbieter, bei dem wir das Gefühl haben, wir müssten Sie vor ihm warnen. Bei wem Sie sich aber auch anmelden mögen: Wählen Sie selbstständig ein wirklich sicheres Passwort; ein erschreckend großer Teil der E-Mail-Anbieter sowohl im Freemail- als auch im kostenpflichtigen Bereich verzichten darauf, Ihr Passwort effektiv auf Sicherheit zu prüfen.

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