Zen Cart im Test: Open Source-Lösung mit osCommerce-Basis
Auch Zen Cart entspringt – wie so viele eCommerce-Lösungen – dem US-amerikanischen Markt. Jedoch existiert neben einem deutschen Sprachpaket auch ein spezieller Ableger, der für den deutschsprachigen Raum abgewandelt wurde. Das Open Source-Shopsystem basiert auf der 3. Version der e-Commerce-Software osCommerce, die wir bereits getestet haben. In unserem heutigen Test prüfen wir, für wen sich Zen Cart eignet.
Zen Cart: Wie ist die Architektur des Systems aufgebaut?
Die Open Source-Shopsoftware Zen Cart wurde unter GPL-Lizenz veröffentlicht. Die in und für Amerika entwickelte Version ist leider nicht auf den deutschen Markt vorbereitet, jedoch haben sich Entwickler aus Österreich und Deutschland zusammengetan, um eine Version für eben diesen Markt zu schaffen und weiterzuentwickeln. Da Zen Cart auf ein Template-System mit CSS-Unterstützung setzt, sind Layout-Anpassungen vielfältig möglich. Die Systemvoraussetzungen sind gering (Apache 2.0 oder höher, PHP 5.3 oder höher, MySQL 5.1 oder höher); auch Händler mit einem kleineren Budget können diese Anforderungen erfüllen. Bei Updates lassen sich Ihre Anpassungen am PHP-Code schützen. Mit dem 20. Juni 2015 ist die Version Zen Cart 1.5.4 der deutschsprachigen Variante erschienen.
Schnittstellen: wie fällt das Integrationsniveau von Zen Cart aus?
Zen Cart zeigt ein hohes Integrationsniveau: Ihren Zen Cart Online-Shop können Sie mit zahlreichen Warenwirtschaftssystemen verbinden. Darunter Lexware, Profitex Software, TriData oder verschiedene Sage-WaWi. Einen Überblick über die ERP-Schnittstellen finden Sie hier. Die Entwicklergemeinde rund um Zen Cart ist recht aktiv und im Zen Cart-Forum finden Sie verschiedene Unterforen, die die Schnittstellen des Shopsystems betreffen. Das Forum zu Warenwirtschaftssystemen stellt verschiedene WaWi zur Diskussion. Weitere Foren, die die Integration von Zen Cart in bestehende Systeme bzw. andersherum betreffen, finden Sie in den folgenden Unterforen:
- Versandmodule
- Zahlungsmodule
- sonstige Module
- Admintools
- Sideboxes
- Responsive Templates
Performance bei Zen Cart
Zen Cart wird als schlankes Shopsystem ausgeliefert, das beliebig viele Artikel listen kann. Grundsätzlich sorgt die schlanke Architektur für eine gute Performance, jedoch die Geschwindigkeit nicht alleinig vom eCommerce-System abhängig. Im Abschnitt „Architektur“ nannten wir die Mindest-Systemvoraussetzungen für den Shopbetrieb mit Zen Cart. Nutzen Sie die empfohlenen Versionen, bringt das oftmals bereits ein Geschwindigkeitsplus: Apache 2.2.29 oder 2.4.10, PHP 5.4.35 oder 5.5.19 sowie MySQL 5.1.73 oder 5.5.40 empfehlen die Entwickler.
Parameter, die unabhängig vom verwendeten Shopsystem die Performance Ihres Online-Shops negativ beeinflussen, benannten wir darüber hinaus in unserem Testbericht zur eCommerce-Software Magento. Die Entwickler der US-Version von Zen Cart geben auf ihrer Website in der Tutorial-Ecke zahlreiche Tipps zum Optimieren der Geschwindigkeit Ihres Shops. Möchten Sie einen sehr umfangreichen Shop mit Zen Cart realisieren, lohnt sich auch das Performance-Modul: dieses Tool findet Performance-Bremsen und unterstützt Sie dabei, Ihre Konfiguration auf eine gute Geschwindigkeit auszurichten.
Zukunftsfähigkeit: wie skalierbar ist Zen Cart?
Da die deutschsprachige Version von Zen Cart wie die US-Mutter kostenfrei ist, eignet sich das Shopsystem auch zum Einstieg in die Shopping-Welt für kleine Händler. Das Verzichten auf Limitierungen von Produkten und Kategorien sorgt dafür, dass Sie mit Ihrem Shop und Zen Cart wachsen können; verschiedene Module wie das eben vorgestellte Performance-Modul unterstützen Sie dabei, den Überblick zu wahren. Kleine Händler sollten jedoch bedenken, dass für Anpassungen im Layout Programmierkenntnisse erforderlich sind. Bringen Sie diese nicht mit oder sind Ihre eigenen unzureichend, werden Sie in einen IT-Dienstleister investieren müssen. Mittlere und große Händler bringen in aller Regel ein größeres Budget mit, sodass wir den Einsatz von Zen Cart eher in diesem Bereich sehen.
Positiv zu betonen ist die große Flexibilität, die mit der CSS-Anpassung einhergeht: mit Ihren Programmierkenntnissen oder denen Ihres IT-Dienstleisters setzt Ihnen Zen Cart keinerlei Grenzen und Sie können Ihren Shop individuell an Ihre Bedürfnisse anpassen. Einschränkungen existieren nicht; wenn Sie wachsen, unterstützt Sie Zen Cart dabei. Nach einer Einarbeitung können Sie kleinere Anpassungen sicherlich selbst vornehmen; für komplexere bedenken Sie bitte, dass Sie ggf. in einen externen Dienstleister investieren müssen. Flexibel und zukunftsfähig zeigt sich das Shopsystem Zen Cart, was auch durch verschiedene Plugins unterstützt wird.
Modularität von Zen Cart
Auf der übersichtlich gehaltenen Download-Seite der Version von Zen Cart, die auf den deutschsprachigen Raum zugeschnitten ist, finden Sie diverse Module sowie das Shopsystem selbst. Die aktuelle Version des Grundsystems finden Sie an der ersten Stelle; sie wurde am 20. Juni 2015 zuletzt aktualisiert. Direkt darunter sehen Sie Module und Erweiterungen in den Unterkategorien „Admin-Tools“, „Zahlung und Versand“, „Sonstige Module“, „Sideboxen“ und „Templates“. Ältere Versionen des Grundsystems werden ebenfalls gelistet. Zum Schluss können Sie sich mit Tools vertraut machen, die Sie bei der Arbeit mit dem e-Commerce-System unterstützen sollen. Das sind keine Module, die mehr Funktionalität für Ihren Shop bringen, sondern Cache-Tools oder Patches und ähnliches.
Auch für die US-Version finden Sie diverse Module: Sprachpakete, Admin-Tools, Plugins fürs Marketing, Payment- und Pricing-Module, aber auch Templates oder Troubleshooting-Tools werden hier geboten. Mehr als 1.900 Plugins in 16 verschiedenen Kategorien erlauben Ihnen, Ihren Shop passgenau anzupassen und um das zu erweitern, was Sie als wichtig empfinden. Wenngleich die Auswahl der Module nicht an den bisherigen „Modul-Sieger“ Magento heranreicht, finden Sie bei Zen Cart etliche Möglichkeiten aus zahlreichen Kategorien, um Ihren Shop sinnvoll zu ergänzen.
Usability bei Zen Cart
Sehr positiv hervorzuheben ist bei der Usability die Tatsache, dass Ihre Änderungen am PHP-Code bei Updates geschützt werden. Der Einsatz von CSS-Templates macht das schnelle Anpassen von Layouts möglich; gegebenenfalls mit der Unterstützung eines Dienstleisters. Die Grundausstattung von Zen Cart kann sich sehen lassen und dass bereits eine Version für den deutschsprachigen Markt existiert, macht es Ihnen einfach, mit Zen Card zu starten. Zur deutschsprachigen Zen Card-Version existiert auch ein Demo-Shop, sodass Sie sich vor der Installation bereits mit allem vertraut machen können: Um das Frontend zu testen, folgen Sie bitte diesem Link. Möchten Sie das Backend testen, loggen Sie sich bitte unter https://www.zen-card-pro.net/demoshop/chefe mit dem Usernamen demoadmin und dem Passwort 123demo ein.
Die Usability im Frontend ist Einstellungssache: mit einer sauberen Konfiguration, sinnvollen Kategorien und ansprechenden Produktbeschreibungen holen Sie eine große Nutzerfreundlichkeit aus Ihrem Shop heraus. Im Backend erwartet Sie ein recht umfangreiches Menü. Begrüßt werden Sie auf der Startseite mit Shopstatistiken, neuen Kundenanmeldungen, einer Bestellübersicht sowie neuen Bestellungen – das ist ein sinnvoller Start, damit Sie sich nach dem Login erst mal einen Überblick verschaffen können. Beim Klicken durch die verschiedenen Kategorien fällt auf, dass Zen Cart seine Übersichtlichkeit nicht verliert. Die Möglichkeiten der Einstellungen sind aufs Wesentliche reduziert; Sie werden nicht von einem Überangebot erschlagen, sondern konzentrieren sich auf die jeweiligen Optionen. Insgesamt erinnert das Backend sehr an das von modified eCommerce, unserem Testkandidaten aus der Vorwoche. Kein Wunder: osCommerce ist die Mutter von diesen beiden Shopsystemen und auch xt:commerce ging daraus hervor.
Sicherheit bei Zen Card
Auf der Website der deutschen Zen Card-Version finden Sie eine Online-Dokumentation, die neben Funktionen auch die Installation, Updates, Erweiterungen sowie das Thema Sicherheit erklärt. Die hier gegebenen Sicherheitsempfehlungen sind leicht verständlich und anwendbar. Zunächst sprechen die Entwickler die unbedingte Empfehlung aus, Ihren Online-Shop keinesfalls ohne SSL zu betreiben, da Sie mit Daten Ihrer Kunden umgehen. Nicht nur für den Checkout-Prozess, sondern auch für die Zen Cart-Administration empfehlen die Entwickler die Absicherung via SSL-Zertifikat. Die Beratung zur Auswahl eines SSL-Zertifikats für Ihren Online-Shop übernimmt unser Support gerne, sprechen Sie uns darauf an! Möchten Sie SSL-Zertifikate bestellen, besuchen Sie dazu gerne unsere Webseite.
Weitere Empfehlungen der Zen Cart-Entwickler sind:
- Datenübertragung nur via SFTP oder FTPS und nicht unverschlüsselt via FTP
- Löschen des Installationsverzeichnisses zc_install sowie weiterer nicht benötigter Dateien und Ordner
- Schreibschutz für configure.php setzen
- smtpauth oder smtp als E-Mail-Transport-Methode verwenden
- nicht benötigte Admin-Accounts löschen
- sichere Passwörter verwenden
- define pages mit Schreibschutz versehen
- mitgelieferte .htaccess- und index.html-Dateien verwenden
- images-Verzeichnis schützen
- Schreib- und Zugriffsrechte sinnvoll vergeben
- Sicherheitswarnungen und Updates beachten
- Shopdateien und Datenbank regelmäßig sichern
- Logfiles am Server regelmäßig überprüfen
Fazit: Zen Cart im Test
Den Entwicklern von Zen Cart ist es gelungen, die Schwachstellen des Basissystems osCommerce auszugleichen: dank moderner Template-Gestaltung in CSS sind Anpassungen schnell und einfach möglich, setzen jedoch Kenntnisse voraus, die Händler nicht unbedingt mitbringen. Mittlere bis große Shops verfügen in aller Regel über das nötige Budget, einen IT-Dienstleister mit diesen Anpassungen zu betrauen, während kleine Händler hier das Nachsehen haben könnten. Ausnahmen sind jene Händler, die sich die Anpassungen im CSS-Template selbst zutrauen. Die Schnittstellenvielfalt von Zen Cart kann sich sehen lassen; das hohe Integrationsniveau überzeugt. Auch die Performance-Stellschrauben, an denen Sie drehen können, sind gut dokumentiert und nachvollziehbar.
Dadurch, dass eine Version existiert, die speziell auf die Anforderungen des deutschsprachigen Online-Shop-Markts zugeschnitten ist, können Sie diesbezüglich auf eigene Anpassungen verzichten und agieren rechtssicher. Das spart Geld und Zeit. Die Zukunftsfähigkeit Ihres Shops ist mit Zen Cart gesichert, denn das Shopsystem ermöglicht Wachstum durch unbegrenzte Produkte sowie Kategorien (wobei bei einem komplexen Angebot das Performance-Modul empfehlenswert ist). Plugins existieren in ausreichendem Maße; einige von ihnen sind kostenfrei, für andere müssen Sie Geld in die Hand nehmen, jedoch kam uns keines unter, das wir als überteuert erachten. Toll ist, dass Ihnen die Entwickler die Möglichkeit geben, die Usability im Adminbereich durch einen Demoshop zu testen.
Deutsch- und englischsprachige Foren unterstützen Sie bei Fragen zu Ihrem Shop und mit der ausführlichen Dokumentation, ebenfalls für die deutsche und die US-Version vorhanden, kommen Sie bereits sehr gut voran. Begeistert sind wir von der Flexibilität, die Open Source-Shopsysteme jedoch grundsätzlich mitbringen, dies ist kein Alleinstellungsmerkmal von Zen Cart. Insgesamt empfehlen wir das eCommerce-System Zen Cart für mittlere und große Shops sowie kleine Händler, die entweder über das Budget für externe Dienstleister zur Anpassung verfügen oder diese Kenntnisse selbst mitbringen.
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