Gefahr aus den Suchergebnissen: Suchmaschinen-Phishing
Im Jahr 2024 hat sich die Zahl erfolgreicher Phishing-Angriffe auf Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr fast verdreifacht – ein besorgniserregender Trend, der Unternehmen und Sicherheitsverantwortliche gleichermaßen aufhorchen lässt. Besonders auffällig: Eine neue Phishing-Variante, die immer mehr an Bedeutung gewinnt – das sogenannte Suchmaschinen-Phishing. Doch was steckt hinter dieser raffinierten Angriffsmethode?
In diesem Artikel werfen wir einen Blick darauf, wie Cyberkriminelle mithilfe von Suchmaschinen Vertrauen erschleichen und welche Gefahren dabei für Unternehmen lauern. Lesen Sie weiter, um zu erfahren, wie Sie sich vor dieser neuen Bedrohung schützen können!
Was ist Suchmaschinen-Phishing?
Suchmaschinen-Phishing ist eine relativ neue und besonders perfide Methode, mit der Cyberkriminelle versuchen, Internetnutzende über Suchmaschinen wie Google, Bing oder Yahoo auf gefälschte Websites zu locken. Die Grundidee ist ähnlich wie beim klassischen Phishing per E-Mail: Die manipulierten Websites sehen echten, vertrauenswürdigen Seiten zum Verwechseln ähnlich.
Während beim E-Mail-Phishing gezielt Nachrichten an potenzielle Opfer gesendet werden, erfolgt die Manipulation beim Suchmaschinen-Phishing bereits in den Suchergebnissen. Die täuschend echten Seiten sind oft so gestaltet, dass Nutzer persönliche Informationen oder Anmeldedaten eingeben, die von den Kriminellen abgefangen werden. Die aktuelle Bedrohungslage ist ernst: Fast jeder fünfte Klick auf einen Phishing-Link erfolgt über eine Suchmaschine. Das geht aus einer Untersuchung des Sicherheitsunternehmens Netskope hervor und zeigt deutlich, wie erfolgreich und weit verbreitet diese neue Angriffsstrategie bereits ist.
Wie funktioniert Suchmaschinen-Phishing?
Im Gegensatz zum klassischen Phishing, bei dem E-Mails als Angriffsvektor genutzt werden, liegt beim Suchmaschinen-Phishing der Fokus auf den Suchergebnissen. Cyberkriminelle wenden verschiedene Strategien an, um ihre gefälschten Seiten prominent zu platzieren:
So nutzen Cyberkriminelle Suchmaschinen für ihre Angriffe
Suchmaschinenoptimierung (SEO) wird von Cyberkriminellen gezielt ausgenutzt, um ihre betrügerischen Websites in den Suchergebnissen möglichst weit oben erscheinen zu lassen. Doch nicht nur durch diese organische Suchmaschinenplatzierung versuchen Kriminelle, ihre Opfer zu erreichen. In vielen Fällen schalten sie auch bezahlte Werbeanzeigen, die wie legitime Suchergebnisse erscheinen, um eine noch größere Zielgruppe anzusprechen.
Ziel der Cyberkriminellen ist es, das Vertrauen von Internetnutzenden zu gewinnen und sie dazu zu bringen, auf einen scheinbar vertrauenswürdigen Link zu klicken. Wenn eine Person beispielsweise nach einer bekannten Website sucht, etwa einem beliebten Cloud-Dienst oder einer Online-Banking-Seite, wird ihr möglicherweise ein gefälschtes Ergebnis angezeigt – das aussieht, als sei es die echte Seite. In Wirklichkeit führt der Link jedoch auf eine manipulierte Website.
Der Köder: Täuschend echte Websites
Die Websites, die von den Kriminellen erstellt werden, sehen in der Regel täuschend echt aus. Sie imitieren das Design und die Funktionalität der Originalseiten so präzise, dass viele Nutzende glauben, sie befinden sich auf der richtigen Plattform. Auf diesen gefälschten Seiten werden die ahnungslosen Opfer dann aufgefordert, ihre persönlichen Daten einzugeben – wie Anmeldeinformationen, Kreditkartendaten oder andere sensible Informationen. Tun sie dies, landen ihre Daten schließlich in den Händen der Kriminellen, die sie für ihre eigenen Zwecke missbrauchen können.
Ein besonders perfides Merkmal dieser Phishing-Kampagnen ist also, dass die Opfer häufig nicht einmal merken, dass sie auf einer gefälschten Seite gelandet sind. Das Vertrauen, das Nutzer in Suchmaschinen setzen, macht die Angriffe besonders erfolgreich. Sie erwarten nicht, dass sie durch die Suchmaschine auf einen betrügerischen Link stoßen.
Beispiel: Phishing-Angriff auf Cloud-Dienste
Ein aktuelles Beispiel für Suchmaschinen-Phishing ist eine gezielte Kampagne, die sich auf Cloud-Dienste konzentrierte. Nehmen wir an, eine Person sucht nach dem beliebten Cloud-Speicheranbieter „Dropbox“, um auf seine Dateien zuzugreifen. In den Suchergebnissen erscheint ein Ergebnis ganz oben, das aussieht, als wäre es die offizielle Dropbox-Website. Der Link führt jedoch auf eine perfekt nachgebaute Seite, die dem Original täuschend ähnelt. Unsere Person wird aufgefordert, sich anzumelden, um auf seine Dateien zuzugreifen. In dem Moment, in dem sie ihre Login-Daten eingibt, werden diese von den Kriminellen abgegriffen. Diese Daten könnten dann verwendet werden, um auf das echte Dropbox-Konto des Opfers zuzugreifen oder in andere Online-Accounts einzudringen, die mit der gleichen E-Mail-Adresse und den gleichen Zugangsdaten verknüpft sind.
Noch einmal ganz deutlich: Bei diesem Angriff hat das Opfer keine E-Mail oder verdächtige Nachricht erhalten hat. Der Phishing-Link wurde ganz einfach über eine Suchmaschine gefunden, die normalerweise als vertrauenswürdige Quelle wahrgenommen wird. Und das kann nun wirklich jedem von uns passieren.
So schützen Sie sich vor Suchmaschinen-Phishing
Die Gefahr, auf eine gefälschte Website zu stoßen, ist leider sehr real. Wer beim Suchen nach bekannten Websites wie Online-Banking-Portalen oder Cloud-Diensten auf eine gefälschte Seite stößt, riskiert, seine sensiblen Daten in die falschen Hände zu geben. Um sich vor diesen Angriffen zu schützen, sollten Sie einige einfache, aber effektive Sicherheitsmaßnahmen beachten.
Skeptisch bleiben
Wie bei vielen anderen Bedrohungen im Internet gilt auch beim Suchmaschinen-Phishing: Bleiben Sie skeptisch. Es ist wichtig, nicht sofort auf den ersten Link in den Suchergebnissen zu klicken, auch wenn er scheinbar vertrauenswürdig erscheint. Cyberkriminelle versuchen, durch gezielte SEO-Methoden ihre gefälschten Seiten an die Spitze der Suchergebnisse zu bringen. Hinterfragen Sie immer, ob die Seite, auf die Sie zugreifen möchten, wirklich die ist, die Sie erwarten. Wenn Sie sich unsicher sind, besuchen Sie die Website direkt, indem Sie die URL manuell in die Adresszeile Ihres Browsers eingeben.
URL einer Website prüfen
Ein besonders effektiver Schutzmechanismus ist die regelmäßige Überprüfung der URL. Wenn Sie in einer Suchmaschine nach einer Website suchen, wird in den Suchergebnissen immer die vollständige Adresse (URL) der Seite angezeigt. Achten Sie darauf, dass die URL korrekt und authentisch aussieht. Bei bekannten Websites wie Google, Dropbox oder Amazon können Sie an kleinsten Abweichungen erkennen, ob eine Seite gefälscht ist. Ein häufiges Merkmal betrügerischer Seiten ist, dass sie die Adresse nur minimal verändern – etwa durch das Ersetzen eines Buchstabens oder durch zusätzliche Zeichen. Achten Sie darauf, dass keine seltsamen Zusätze wie „-login“ oder „-secure“ erscheinen, die die URL unnötig verlängern.
Seiten speichern
Eine weitere präventive Maßnahme ist das Speichern der URLs von Websites, denen Sie vertrauen. Wenn Sie regelmäßig auf bestimmte Websites zugreifen, können Sie diese in Ihren Browser-Lesezeichen speichern oder auf Ihrem Desktop einen Verknüpfungspfad anlegen. So umgehen Sie das Risiko, über Suchmaschinen auf eine gefälschte Seite zu gelangen. Besonders wichtig ist dies bei Seiten, auf denen Sie sich regelmäßig einloggen oder Zahlungen vornehmen. Durch das direkte Aufrufen der gespeicherten Links vermeiden Sie, versehentlich auf betrügerische Seiten zu stoßen.
Virenscanner und Anti-Malware-Software
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es passieren, dass Sie oder jemand aus Ihrem Umfeld Opfer eines Phishing-Angriffs wird. Gerade bei häufig genutzten Tools wie Suchmaschinen ist das Risiko, auf betrügerische Seiten zu geraten, hoch. In solchen Fällen sind Virenscanner und Anti-Malware-Software ein unverzichtbares Sicherheitsinstrument. Diese Programme können nicht nur Phishing-Websites erkennen, sondern auch andere schadhafte Software, die durch solche Seiten auf Ihr Gerät gelangen könnte. Stellen Sie sicher, dass Ihr Gerät mit einer zuverlässigen Sicherheitssoftware ausgestattet ist und dass diese regelmäßig aktualisiert wird, um neuen Bedrohungen vorzubeugen.
Zwei-Faktor-Authentifizierung verwenden
Ein zusätzlicher Schutzmechanismus, der sich auch gegen Phishing-Angriffe bewährt hat, ist die Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA). Viele Online-Dienste, insbesondere Cloud- und Bankplattformen, bieten diese Sicherheitsmaßnahme an. Bei der Zwei-Faktor-Authentifizierung müssen Sie nicht nur Ihr Passwort, sondern auch einen weiteren Sicherheitscode eingeben, der in der Regel an Ihr Mobilgerät gesendet wird. Selbst wenn ein Krimineller Ihre Login-Daten erlangt, wird er ohne den zusätzlichen Code nicht in der Lage sein, auf Ihr Konto zuzugreifen.
Fazit: Phishing wird raffinierter und die Gefahren steigen
Suchmaschinen-Phishing zeigt deutlich, wie professionell und ausgeklügelt Cyberkriminalität geworden ist. Während viele Beschäftigte inzwischen vorsichtig bei E-Mails sind, ist das Bewusstsein für Gefahren in Suchergebnissen noch gering. Cyberkriminelle nutzen mittlerweile sogar Methoden wie Suchmaschinenoptimierung, um ihre betrügerischen Seiten effektiv zu platzieren. Darüber hinaus spielt die zunehmende Verbreitung von Künstlicher Intelligenz eine Rolle: KI-basierte Tools ermöglichen es Angreifern, noch realistischere Websites zu erstellen und ihre Angriffe gezielter durchzuführen.
Umso wichtiger ist es, dass Sie wachsam bleiben und geeignete Schutzmaßnahmen ergreifen. Denn nur so können wir uns gegen die immer raffinierteren Methoden der Cyberkriminellen wappnen.
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