osCommerce im Test: Basissystem für Händler mit Programmierkenntnissen
osCommerce gehört zu den kostenfreien Onlineshop-Systemen auf Open Source-Basis. Die Shopsoftware steht unter GNU General Public License. Die Entwicklung begann im März 2000, damals noch unter dem Namen „The Exchange Project“. Seinen Namen osCommerce bekam das eCommerce-System im Dezepmber 2001. Weltweit setzen viele Online-Shops auf das Shopsystem und wir haben getestet, für wen sich die Software besonders eignet.
osCommerce: Wie ist die Architektur des Systems aufgebaut?
Serverseitig ist das Shopsystem osCommerce in PHP geschrieben und als Datenbank-System setzt man auf MySQL. Heißt für Shop-Betreiber: Änderungen können Sie selbstständig vornehmen, wenn Sie über entsprechende Kenntnisse verfügen. Basierend auf einem prozeduralen Code, existiert in osCommerce keine Plugin-Verwaltung. Erweiterungen werden durch das Integrieren des jeweiligen Codes in den Systemcode installiert. Es sind also unbedingt PHP-Kenntnisse vonnöten, wenn Sie sich intensiver mit osCommerce befassen möchten. Auf eine eigene Template Engine verzichtet das Shopsystem; Programmierung und Layout sind also nicht voneinander getrennt. Viele Shopsysteme, die von osCommerce abgeleitet sind, haben jedoch nachträglich eine Template Engine integriert, damit Code und Darstellung getrennt werden.
OsCommerce verfolgt ursprünglich das Ziel, als Grundsystem für Weiterentwicklungen zu dienen. Sehen Sie osCommerce also als „Basisshopsystem“, von dem etliche Varianten und Ableger existieren. Forks, also Ableger, behalten das Wesentliche vom osCommerce-System bei, jedoch sind verschiedene Bereiche entwedererweitert, abgewandelt oder aber vereinfacht worden.
Schnittstellen: Wie fällt das Integrationsniveau von osCommerce aus?
Nicht zuletzt der internationalen Entwicklergemeinde ist es zu verdanken, dass das Integrationsniveau von osCommerce sehr hoch ausfällt. Sie können Ihren osCommerce-Shop über Schnittstellen an unterschiedliche Warenwirtschaftssysteme anbinden, außerdem können Sie Ihren Shop in bestehende CMS integrieren. Aufgrund der Tatsache, dass Sie selbst Hand anlegen oder auf einen IT-Dienstleister Ihres Vertrauens zurückgreifen können, existieren kaum Grenzen. Eine Grenze könnte jedoch Ihr Budget sein: Sie müssen in einen IT-Dienstleister investieren, wenn Sie die Anbindung zu WaWi und Co. nicht selbst realisieren können oder wollen.
Aufgrund der Freiheit, selbst Anpassungen vorzunehmen oder vornehmen zu lassen, können Sie mit dem eCommerce-System osCommerce Shops auch zu Multishoplösungen zusammenfassen oder Daten von datenbankgestützten Shopsystemen übernehmen.
Performance bei osCommerce
Die einfach gehaltene Programmstruktur, mit der das Shopsystem osCommerce aufwartet, sorgt für eine gute Performance. Die Anforderungen an die Hardware sind überschaubar und auch, wenn Sie einen umfangreichen Shop mit minimaler Serverausstattung aufsetzen, bleibt das System schnell. Das kommt mittleren bis großen Shops zugute. Bedenken Sie bitte auch bei osCommerce, dass die Performance nicht ausschließlich von der verwendeten Shopsoftware abhängt. Vergleichen Sie Webhosts in ihrer Performance und werfen Sie noch mal einen Blick in unseren Testbericht über Magento, um weitere Parameter untersuchen zu können, die die Schnelligkeit Ihres Shops beeinflussen.
Zukunftsfähigkeit: wie skalierbar ist osCommerce?
Das Shopsystem osCommerce wurde ursprünglich für den US-Markt entwickelt, was Anpassungen für den Einsatz auf dem deutschen Markt unumgänglich macht. Jedoch hat ein Community-Mitglied, das aus Deutschland stammt, mit der Shopsystem-Version 2.3.1 ein Bundle zusammengestellt, das verschiedene Module inkludiert, die hierzulande unerlässlich sind:
- German Language Pack: deutsches Sprachsystem
- Admin German Language Pack: deutsches Sprachpaket für den Adminbereich
- German Market Ready Pack: unterschiedliche Erweiterungen, um den Shop hierzulande rechtssicher zu betreiben
- Other Pages: gibt die Möglichkeit, sonstige Seiten (Datenschutzerklärung, Impressum, etc.) aus dem Adminbereich heraus zu erstellen
- Tiny MCE Editor: zum Bearbeiten von Textpassagen im WYSIWYG-Modus
- Ultimate SEO URLs: für suchmaschinenfreundliche URLs
- Kiss Meta Tags: suchmaschinenfreundliche Meta-Tags
- PDF-Rechnung & -Lieferschein: Rechnungs- und Lieferscheinausgabe im PDF-Format
- Vorkasse: Integration der Zahlungsart Vorkasse; Kunden erhalten eine E-Mail mit der Kontoinformation
Mit dieser Version steigen auch die Systemvoraussetzungen: Aufgrund des Moduls Ultimate SEO URL ist PHP ab Version 5.2 notwendig. Es handelt sich bei dieser Version um kein Fork, sondern um eine eigenständige Version, sodass der Installation weiterer Module nichts im Wege steht. Damit bleibt auch die Lizenz erhalten und im Gegensatz zu anderen Shopsystemen zahlen Sie nichts extra für die Anpassung Ihres Shops an den deutschen Markt.
Da die Entwickler auf das Trennen vonDarstellung und Programmierung verzichten, werden gestalterische Anpassungen sehr zeitintensiv und sind entweder mit fundierten Programmierkenntnissen oder mit einem Extra-Budget für einen IT-Dienstleister verbunden. Möchten Sie auf ein individuelles Design verzichten, finden Sie verschiedene Templates, die teilweise kostenfrei, teilweise kostenpflichtig angeboten werden.
All das bedeutet: als Kleinst- oder Kleinunternehmen finden Sie sich entweder mit vordefinierten Layouts ab oder Sie investieren in einen Programmierer bzw. Webdesigner, der jedoch Kosten verursacht. Da das Shopsystem selbst kostenfrei ist, bleibt hier nur, eine Rechnung aufzustellen und zu prüfen, ob sich die Investitionen lohnen. Mittlere bis große Anbieter, deren Budget umfangreicher ausfällt, finden mit osCommerce ein sehr flexibel anpassbares System, sind jedoch ebenfalls auf interne oder externe Programmierer/ Designer angewiesen.
Modularität von osCommerce
osCommerce wurde mit dem Ziel entwickelt, eine Basis zu schaffen, auf der Sie aufbauen können. Selbstständige Anpassungen sind jedoch nur möglich, wenn Sie firm im Programmieren sind. Zwar zeigen sich Skalierbarkeit und Modularität vielfältig, jedoch nicht einfach, denn der klassische Online-Händler verfügt nicht über die nötigen Programmierkenntnisse und wird einen externen IT-Dienstleister für Anpassungen beauftragen müssen, da das Eingreifen in den Programmcode notwendig ist.
Bei osCommerce entwickelt die Open Source-Community, was ebenfalls für Add-ons gilt, mit denen Sie Ihren Shop erweitern können – jedoch geht es auch hier nicht ohne Programmierkenntnisse. Eine Übersicht über die zahlreich vorhandenen und gut sortierten Erweiterungen können Sie sich auf der osCommerce-Website verschaffen.
Usability bei osCommerce
„Drum prüfe, was sich ewig bindet …“ – in einer Demo-Version können Sie testen, wie ein Shop aussehen kann. Leider trifft das nur auf den Frontend-Bereich zu. Um das Backend zu testen, folgen Sie bitte diesem Link und loggen sich mit „admin“ als Benutzer sowie „pass“ als Passwort ein. Die Navigation zeigt sich übersichtlich, jedoch wird schnell klar, dass Sie wissen sollten, was Sie tun. Die möglichen Bearbeitungsoptionen sind nicht sonderlich ausgeprägt; osCommerce konzentriert sich ausschließlich auf das Wesentliche. Möchten Sie osCommerce verwenden, stellen Sie sich also auf einen sparsamen Adminbereich ein, denn wie bereits erwähnt: osCommerce sieht sich als Basis für Ihren Online-Shop. Ohne selbst Hand anzulegen, verkaufen Sie nicht. Haben Sie den Dreh jedoch raus, kann es sogar sehr angenehm sein, mit einer eher sparsam gehaltenen Maske zu arbeiten: so bleibt Ihre Konzentration beim Wesentlichen, wie es Ihr Shopsystem vorlegt.
Sicherheit bei osCommerce
Im August 2011 gab das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eine Pressemeldung über eine Sicherheitslücke in osCommerce heraus. Angreifer können Webpräsenzen, die auf osCommerce basieren, so manipulieren, dass schädlicher Code auf dem Rechner des Shopbesuchers abgelegt wird – und es kann wohl für Online-Händler kaum etwas Schlimmeres geben, als für die Verseuchung der Besucherrechner verantwortlich zu sein. Ab den Versionen 2.3.1 bzw. 3.0.2 existiert dieses Problem nicht mehr. Weiter existiert die Empfehlung, das Adminverzeichnis bei der Installation umzubenennen, um den Pfad zum angreifbaren Adminbereich zu verschleiern. Dies ist eine generell empfehlenswerte Maßnahme, da für Angriffe das Kennen des Pfads zum Adminbereich sinnvoll ist. Bleibt es beim Verzeichnisnamen „admin“, machen Sie es Angreifern sehr leicht.
Weiter macht es Sinn, den Adminbereich über htpasswd abzusichern. So übernimmt Ihr Server das Prüfen von Usernamen und Passwort und es können keine PHP-Scripte ausgeführt werden, ehe der Webserver das Authentifizieren bestätigt hat. Auch SSL-Zertifikate zum Absichern sämtlicher Kommunikation sind, wie bei jedem Online-Shop, unabdingbar. Das SSL-Zertifikat aktivieren Sie in der Datei configure.php. Möchten Sie ein SSL-Zertifikat für Ihren Online-Shop bestellen, können Sie dieses über unseren SSL-Assistenten bedarfsgerecht auswählen. Selbstverständlich beantwortet unser Support Ihre Fragen oder unterstützt Sie bei der Auswahl Ihres Zertifikats.
Fazit: osCommerce im Test
Mit osCommerce erhalten Sie alle relevanten Features kostenfrei. Auch existiert eine Version, die den Ansprüchen an den deutschen Markt gerecht wird. Mit einer aktiven und international tätigen Community, die kontinuierlich daran arbeitet, nützliche Erweiterungen zu schaffen und das System weiter zu optimieren, sind Sie in guten Händen. Die einfache Programmstruktur des Shopsystems inkludiert alle wichtigen Features und sorgt für eine gute Performance. Die Hardware-Anforderungen zeigen sich überschaubar und sind auch für kleine Händler gut zu realisieren.
Jedoch sind die Möglichkeiten, das Layout anzupassen, eher gering. Verschiedene Templates erlauben individuelle Anpassungen, möchten Sie jedoch in Ihrem CI glänzen, steht der Gang zum Programmierer bzw. Webdesigner an. Das trifft auch auf etwaige Erweiterungen zu: Kern und Layout sind nicht getrennt, sodass ein Eingreifen in den Code notwendig wird, möchten Sie Erweiterungen ergänzen. Entweder bringen Sie selbst Programmierkenntnisse mit oder Sie wenden sich an jemanden, der das für Sie macht.
Damit eignet sich osCommerce insbesondere für mittlere bis große Händler, die auch das Budget investieren können, das ein Programmierer verlangt. Kennen sich Händler selbst aus, ist osCommerce auch eine gute Option für Kleinst- und kleine Shops. Dank der Versionsanpassung an den deutschen Markt sparen Sie sich bei osCommerce immerhin ein Bundle, für das Sie beispielsweise bei WooCommerce zahlen müssen.
Schreibe einen Kommentar