Messenger-Test 2021: ICQ vs. WeChat
In der letzten Runde unseres Messenger-Tests 2021 stehen sich ICQ und WeChat gegenüber. ICQ gehört zu den Messengern, die wir uns erstmalig anschauen. WeChat hingegen haben wir bereits mehrfach getestet: Wenngleich die Funktionalität keine Wünsche offenließ, waren die Sicherheitsmerkmale des Messengers nicht nur im Test 2016 katastrophal. Wir sind gespannt, wie sich ICQ in unserem Test schlägt und was aus WeChat geworden ist. Lesen Sie weiter und erfahren Sie, wie sich ICQ und WeChat in unserer finalen Testrunde geschlagen haben.
Messenger Test: ICQ
Kennen Sie ICQ noch? Der Dienst startete im Jahre 1998 und gehörte damals noch dem US-amerikanischen Unternehmen AOL. Smartphones gab es seinerzeit noch nicht, sodass ICQ sich damals als Chatdienst auf dem Rechner etablierte. Im April 2010 wurde ICQ an das russische Unternehmen Digital Sky Technologies (DST) verkauft. Im Oktober desselben Jahres benannte sich das Unternehmen in Mail.ru Group erstmals um; seit dem 13. Oktober 2021 heißt die Firma schlicht VK. VK sitzt in Moskau und befindet sich im Besitz mehrerer Gesellschafter. Von VK bzw. der Mail.ru Group werden einige der populärsten russischen Websites betrieben; mitunter Vkontakte.ru, Mail.ru oder Forticom.
Auch der Messenger hat einen neuen Namen: Er wird unter ICQ New geführt. Erhältlich ist der Messenger für alle denkbaren Plattformen: iOS, Huawei, Android, Windows, macOS, Ubuntu und Web-Versionen stehen kostenfrei bereit.
ICQ Kontakte und Berechtigungen
Wer ICQ installieren möchte, erlaubt dem Messenger unter Android folgende Berechtigungen:
- Standort: Genauer und ungefährer Standort (GPS- und netzwerkbasiert)
- Mikrofon: Audio aufnehmen
- Kamera: Bilder und Videos aufnehmen
- Telefon:
- Telefonnummern direkt anrufen
- Anruflisten lesen
- Telefonstatus und Identität abrufen
- Fotos/ Medien/ Dateien: USB-Speicherinhalte lesen, ändern oder löschen
- Speicher: USB-Speicherinhalte lesen, ändern oder löschen
- Kontakte:
- Konten auf dem Gerät finden
- Kontakte lesen und ändern
- WLAN-Verbindungsinformationen: WLAN-Verbindungen abrufen
- Geräte-ID & Anrufinformationen: Telefonstatus und Identität abrufen
- Identität:
- Konten hinzufügen oder entfernen
Kontaktkarten lesen
Konten auf dem Gerät finden
- Konten hinzufügen oder entfernen
- Sonstiges:
- Daten aus dem Internet abrufen
- Mit Bluetooth-Geräten koppeln
- Zugriff auf alle Netzwerke
- Netzwerkverbindungen abrufen
- Ruhezustand deaktivieren
- Audio-Einstellungen ändern
- Synchronisierungseinstellungen lesen
- Verknüpfungen installieren
- Google-Servicekonfiguration lesen
- WLAN-Verbindungen herstellen und trennen
- Vibrationsalarm steuern
- Synchronisierung aktivieren oder deaktivieren
- Konten erstellen und Passwörter festlegen
- Bildschirmsperre deaktivieren
- Beim Start ausführen
Damit liegt ICQ bei den Berechtigungen etwa gleichauf mit Telegram und verlangt weniger Berechtigungen als der Haupt-Konkurrent WhatsApp. Apropos Hauptkonkurrent: Seit WhatsApp Anfang dieses Jahres neue Datenschutzbedingungen kommunizierte, erlebten andere Messenger einen Aufschwung – auch ICQ. Zwar weniger hierzulande, in Hongkong jedoch sollen die Downloadzahlen des Messengers in die Höhe schießen, wie das Wall Street Journal berichtete. Der ICQ-Messenger werde dem Bericht zufolge sogar in Schulen eingesetzt. Nutzende seien aber vor allem Menschen, die in den 90er Jahren mit dem Messenger agierten und die jetzt aus Nostalgiegründen zurückkehrten.
Die 9-stellige ICQ-Nummer, die man in den 90er Jahren immer im Kopf hatte, braucht es heute nicht mehr zum Registrieren. Stattdessen nutzt der Messenger dafür nun die Handynummer. Wurde die App installiert, werden Nutzende gebeten, das Telefonbuch freizugeben, um es zu synchronisieren. Sehr datenschutzfreundlich ist diese Variante leider nicht. Kontakte lassen sich glücklicherweise auch über ihren Usernamen finden und hinzufügen, sodass es eine Alternative zum Telefonbuchabgleich gibt und Nutzende ihre Telefonnummer nicht preisgeben müssen.
Usability von ICQ: Wie nutzerfreundlich ist ICQ?
Das Hauptmenü des Messengers ICQ New besteht aus drei Bereichen: Links finden Nutzende Videochats, rechts geht es zu den Text-Chats und in der Mitte befindet sich der „Interessant“-Button. Dahinter verbergen sich öffentliche Gruppen – ähnlich den Channels von Telegram. So richtig aktiv geht es in deutschsprachigen Gruppen nicht zu – oft liegen die letzten Beiträge schon ein paar Monate zurück. Die russischen Gruppen scheinen aktiver zu sein, hier bestehen jedoch Sprachbarrieren. Gruppen werden mit bis zu 25.000 Mitgliedern unterstützt, aber auch private Nachrichten zwischen zwei Mitgliedern sind selbstredend möglich.
Die Umfragefunktion erlaubt das Einholen von Meinungen; Voice-Chats und Videotelefonate sind ebenfalls im Funktionsumfang inklusive. Eine Funktion unterscheidet den Messenger von anderen: ICQ New hat eine künstliche Intelligenz (KI) mit an Bord, die Sprachnachrichten in Text umwandeln kann – praktisch vor allem in Situationen, in denen ein Abhören von Nachrichten nicht möglich ist. Die KI bietet auch gleich passende Antworten auf die Nachricht an, sodass Antworten zügig versendet werden.
Werden über ICQ New Videos, Bilder oder sonstige Dateien ausgetauscht, verzichtet der Dienst auf das Komprimieren der Daten, sodass diese verlustfrei bei Empfängern ankommen. Die Chats werden plattformübergreifend synchronisiert, sodass Nutzende Kommunikationen bei einem Gerätewechsel einfach fortsetzen können.
In unserem Test zeigt sich der Messenger zuverlässig – wir können so agieren, wie wir agieren möchten, die Bedienung ist intuitiv. Positiv zeigen sich auch die Stimmen in den App-Stores: Bei mehr als 800.000 Bewertungen schafft es der Messenger in Googles Play Store auf 4,4 von 5 Sternen. Dieselbe Wertung erhält ICQ New auch bei iTunes, allerdings bei knapp 5.000 Bewertungen. Die Entwickler reagieren in aller Regel sowohl auf Lob als auch auf Kritik.
Die Sicherheit von ICQ: Wie sicher ist es über ICQ zu kommunizieren?
ICQ New versucht sich an modernen Features – und das gelingt auch, zweifelsohne. Die Sicherheit des Messengers hingegen scheint noch auf dem Stand der 90er Jahre zu sein: Als ICQ 2020 zurückkehrte, schaute sich die Golem-Redaktion den Messenger an. Seinerzeit hieß es in den englischen Datenschutzrichtlinien, dass man die Kommunikation nicht verschlüssele, in den europäischen Richtlinien fanden sich erst gar keine Informationen. Die Formulierung hat sich etwas geändert: „Wir treffen technische, organisatorische und rechtliche Maßnahmen, einschließlich gegebenenfalls Verschlüsselung, um sicherzustellen, dass Ihre personenbezogenen Daten vor unbefugtem oder versehentlichem Zugriff, Löschung, Veränderung, Sperrung, Vervielfältigung und Verbreitung geschützt sind“. Es wird also „gegebenenfalls“ verschlüsselt – eine Aussage, die nicht gerade das Gefühl von Sicherheit vermittelt. In weiteren Recherchen zeigte sich, dass ICQ übertragene Daten scrambelt; Kommunikationsinhalte werden offenbar auch heute noch nicht verschlüsselt und sind für jeden Mittelsmann einsehbar.
Der Quellcode von ICQ ist nicht einsehbar. Informationen darüber, wo sich die Server befinden, konnten wir leider nicht finden – vielleicht geben darüber noch die Rechtstexte, mit denen wir uns im nächsten Absatz befassen, Auskunft. Das verwendete Protokoll trägt den Namen OSCAR und basiert auf TCP. Zwar startete ICQ mal einen Test mit dem offenen XMPP-Protokoll, dieser wurde jedoch Anfang 2008 wieder eingestellt.
ICQ AGB & Datenschutzrichtlinie
Die Rechtstexte von ICQ sind schnell und gut auffindbar. Wir starten mit den Nutzungsbedingungen, die im November 2019 zuletzt aktualisiert wurden und leider nur in englischer oder russischer Sprache zur Verfügung stehen. Nach der Klärung, dass diese Nutzungsbedingungen für alle ICQ-Dienste gelten, wird erklärt, dass mit der Registrierung auch bestätigt wird, dass das Alter von Nutzenden entsprechend den geltenden Gesetzen ausreichend ist. Anders als die bisher getesteten Messenger gibt ICQ also kein Alter vor. Ausgeschlossen wird die Nutzung durch Kinder jedoch nicht: Eltern haben dann dafür Sorge zu tragen, dass die Kinder keine Inhalte sehen, die für sie möglicherweise nicht geeignet sind.
Um die ICQ-Dienste zu nutzen, ist eine Registrierung notwendig, in der Name, E-Mail-Adresse, Alter und Telefonnummer von Nutzenden erfragt werden. Diese Daten können dazu verwendet werden, dass andere Nutzende nach Ihnen suchen. Praktischer Weise erlauben es die Datenschutz- und Sicherheitseinstellungen, einzuschränken, welche Daten eingesehen werden und wer Nutzende kontaktieren darf. Das funktioniert leider nicht uneingeschränkt: „Bitte beachten Sie, dass bestimmte Sicherheits- und Datenschutzfunktionen bei der Verwendung von ICQ New auf mobilen Geräten möglicherweise nicht zur Verfügung stehen“.
Im Folgenden wird über den Adressbuchabgleich informiert: ICQ erklärt, dass der Messenger auf Daten des Mobilgeräts zugreifen kann – einschließlich Daten aus dem Adressbuch. „Zu diesen Details gehören die Namen und Telefonnummern der Kontakte, die im Adressbuch Ihres Mobilgeräts aufgeführt sind. ICQ New erhebt und speichert diese Informationen, um Sie zu informieren, wenn sich die Kontakte in Ihrem Adressbuch ebenfalls […] registriert haben […] und um Ihre Kontaktliste mit diesen Benutzern zu füllen […].“ Wir erfahren leider nichts über die Speicherdauer der Kontaktdaten; vielmehr lässt sich sogar herauslesen, dass diese Daten bis auf weiteres gespeichert bleiben.
Dass ICQ nicht für kommerzielle, sondern ausschließlich für private Zwecke verwendet werden darf, erfahren wir unter „Nutzungsbeschränkungen“. Sehr interessant wird es im Absatz „Materialien, die Sie senden oder posten“: Als „Material“ werden Dokumente, Informationen, Inhalte, Videos, Bilder und andere Inhalte bezeichnet. In den Nutzungsbedingungen heißt es, dass „indem Sie solche Materialien senden oder veröffentlichen“ Sie „ICQ New, seinen verbundenen Unternehmen, Tochtergesellschaften, Abtretungsempfängern, Lizenznehmern und gesetzlichen Vertretern hiermit eine unwiderrufliche, unbefristete weltweite Lizenz zur Nutzung“ gewähren. Das schließt Marketingzwecke und –veranstaltungen genauso mit ein wie die „Reproduktion, Bearbeitung, Vermarktung, Speicherung, Verteilung, öffentliche und private Anzeige, Kommunikation“ und ICQ erlaubt sich sogar, mit diesem Material „abgeleitete Werke [zu] erstellen“ und zwar „zu redaktionellen, kommerziellen […] und allen anderen Zwecken“. Dieser Passus zeigt, dass Inhalte nicht verschlüsselt sein können – andernfalls könnte sich ICQ nicht in einem derartigen Umfang an Inhalten von Nutzenden bedienen.
Es wird noch bunter, denn weiter heißt es: „Sie erkennen an, dass Sie (und nicht ICQ New) allein für Schäden haften, die sich aus der Verletzung von Urheberrechten, Eigentumsrechten oder anderen geistigen Eigentumsrechten ergeben“. Es geht noch weiter: „Sie nehmen ferner zur Kenntnis und autorisieren damit, dass Ihre Materialien von ICQ New-Benutzern oder anderen Besuchern der ICQ New-Dienste abgerufen, angezeigt, gespeichert oder reproduziert werden können.“ Heißt: Die Inhalte, die Sie versenden, darf ICQ frei nach eigenem Ermessen nutzen. Fremdinhalte dürfen dies jedoch nicht sein, andernfalls könnten Sie als Nutzer dafür verantwortlich gemacht werden. Jedoch dürfen Nutzende und Besuchende Ihre Materialien abrufen, anzeigen, speichern und reproduzieren. Unsere Testenden haben nun schon so einige Nutzungsbedingungen gelesen – sowas ist uns noch nicht untergekommen.
Im Punkt „Überwachung“ geht der Horror weiter: „In Bezug auf Sofortnachrichten, die zwischen Benutzern gesendet werden, überwachen die Mitarbeiter von ICQ New diese Nachrichten nicht, aber ICQ New kann bestimmte automatische Computersysteme und Filter verwenden, um solche Nachrichten zu scannen“.
Auch auf die Datenschutz- und Sicherheitsfunktionen gehen die Nutzungsbedingungen noch mal ein: „Sie erkennen an, dass Sie sich der Risiken und Einschränkungen der ICQ NEW-Dienste bewusst sind und dass ICQ NEW Ihnen zwar bestimmte Sicherheits- und Datenschutzfunktionen zur Verfügung stellen kann, diese Funktionen Ihnen jedoch nur als Annehmlichkeit zur Verfügung gestellt werden und möglicherweise nicht gemäß ihrer Beschreibung funktionieren oder möglicherweise überhaupt nicht funktionieren.“ Das stärkt unser Vertrauen in den Messenger kein bisschen. Wir lesen jedoch gleich im nächsten Satz einen Ausweg: „Wenn Sie diesen Risiken nicht ausgesetzt sein möchten, wird von der Nutzung der ICQ New Services abgeraten“.
Die Datenschutzerklärung von ICQ New stammt aus September 2021 und ist ebenfalls in russischer oder englischer Sprache abrufbar. Gleich zu Beginn lesen wir, dass bei Widersprüchen zwischen der Datenschutzrichtlinie und den Nutzungsbedingungen die Datenschutzrichtlinie Vorrang hat. Es werden „wahrheitsgetreue Angaben zu Ihrer Person“ erforderlich und Nutzende sollten „verstehen, dass Sie durch die Veröffentlichung Ihrer personenbezogenen Daten (in Chats und Kanälen) diese Informationen offensichtlich öffentlich gemacht haben und diese Informationen anderen Service-Benutzern zur Verfügung gestellt, von ihnen kopiert und verbreitet werden können“.
Zum Verbessern und Entwickeln des Dienstes „und in Übereinstimmung mit den geltenden Gesetzen, werden wir Ihre Daten erheben, speichern, aggregieren, organisieren, extrahieren, vergleichen, verwenden und ergänzen. Wir werden diese Daten sowie unsere automatisch verarbeiteten Analysen dieser Daten erhalten und an unsere verbundenen Unternehmen und Partner weitergeben“, wie eine nun folgende Tabelle aufzeigt. Einige Beispiele aus dieser Tabelle:
- „Wir können Ihre Telefonnummer an den Mail.ru LLC-Dienst clientapi.mail.ru zum Zwecke der Validierung und der Spam-Bekämpfung übertragen“.
- Die „Über mich“-Angaben, zu denen „Avatarfoto, Spitzname, E-Mail-Adresse, Informationen zu Ihrem Land, Ihrer Stadt, Ihrem Geschlecht, Ihrem Geburtsdatum“ und zusätzliche Daten zählen, werden verwendet, „um Ihnen unsere Dienste bereitzustellen“ und um Dienste zu verwalten.
- Zusätzliche Daten, etwa die „IP-Adresse, geografischer Standort, Zeitpunkt der Registrierung […], Geräte-IDs, verwendetes Gerätemodell und Betriebssystem, installierte Apps, Browsertyp, Ihr Internetanbieter […], Netzwerktyp, Bildschirmauflösung, RAM-Größe, Kontakte aus Ihrem Telefonbuch, Informationen zu Ihren Aktivitäten bei der Nutzung der Dienste“ werden „zur internen Überprüfung“ verwendet. Websites sollen verbessert, die Benutzererfahrung optimiert, Fehler verstanden werden. Und: „Wir können diese Daten auch verwenden, um die Ihnen präsentierten Anzeigen anzupassen und zu verbessern und die Wirksamkeit dieser Anzeigen zu messen.“ Sprich: Ihre Daten werden zu Werbezwecken verwendet.
- Auch „über Dritte erhaltene Daten, einschließlich Ihrer sozialen Netzwerk-IDs, Anwendungsspeicher-IDs, Spitznamen des sozialen Netzwerks, E-Mail- und Freudeslisten, wenn Sie Ihr soziales Konto (z. B. Facebook, Google, VK) mit unserem Dienst verbinden“ können anfallen. Dann werden diese Informationen ins Profil importiert. „Wir verwenden diese Informationen für bestimmte soziale Funktionen unserer Dienste, beispielsweise um Ihnen zu zeigen, wer Ihrer Freunde das gleiche Spiel wie Sie spielt, oder um Ihnen die Möglichkeit zu geben, Ihre Erfolge in Ihrem sozialen Konto zu posten. Wir verwenden diese Informationen auch, um die Daten über Ihre Nutzung unserer Dienste (wie Spielfortschritt und Erfolge) auf Ihren verschiedenen Mobilgeräten zu speichern, die mit demselben sozialen Konto verbunden sind.“
ICQ weist darauf hin, dass Nutzende darauf achten sollten, was sie teilen: „Wenn Sie nicht möchten, dass wir sensible und besondere Kategorien von Daten über Sie verarbeiten (einschließlich Daten zu Ihrer Gesundheit, Rasse oder ethnischen Herkunft, politischen Meinung, religiösen oder weltanschaulichen Überzeugungen, Sexualleben und Ihrer sexuellen Orientierung), sollten Sie darauf achten, diese Informationen nicht zu veröffentlichen oder diese Daten bei der Nutzung der Dienste weiterzugeben. Sobald Sie diese Daten bereitgestellt haben, sind sie für andere Servicebenutzer zugänglich und es wird für uns schwierig, diese Daten zu entfernen.“
ICQ New erlaubt sich, „Ihre Daten an MGL MY.COM (CYPRUS) LIMITED und andere verbundene Unternehmen“ weiterzugeben. Außerdem: „Wir, LLC Mail.ru, und andere Unternehmen der Mail.ru-Gruppe oder unsere ausgewählten Drittpartner können Ihnen mit unserer Erlaubnis unter Verwendung ihrer eigenen Adserver Werbung zeigen“.
Unter „Datenschutzeinstellungen“ weisen die ICQ-Macher jede Haftung und Verantwortung von sich: Bei Links zu Dritten gelten deren Datenschutzbedingungen – „wir sind nicht für Ihren Datenschutz verantwortlich“, heißt es hier. Außerdem übernimmt ICQ „keine Haftung für Handlungen Dritter, die aufgrund Ihrer Nutzung des Internets oder der Dienste Zugang zu Ihren Informationen […] erhalten.“ Weiter wird „keine Haftung für Folgen der Nutzung der Informationen“ übernommen. „Wir bitten Sie, mit dem Umfang Ihrer in den Diensten veröffentlichten Informationen verantwortungsbewusst umzugehen“.
Auch international werden Daten transferiert: „Wir können einige Ihrer personenbezogenen Daten außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) einschließlich Russlands übertragen und auf unseren Servern oder Datenbanken speichern“. Dementsprechend beantwortet das unsere Frage nach den Serverstandorten ein bisschen: Außerhalb des EWR einschließlich Russland. ICQ verspricht bei der Datenübertragung außerhalb des EWR: „Wir ergreifen angemessene Cybersicherheitsmaßnahmen und/ oder setzen die Standardvertragsklauseln (z. B. Musterklauseln, Datenverarbeitungsvertrag) ein, um sicherzustellen, dass Ihre Daten angemessen geschützt sind.“
Offenbar scheint sich auch die Frage nach der Datenspeicherung ein wenig zu lösen: „Wir bewahren Ihre personenbezogenen Daten so lange auf, wie es für die Zwecke […] erforderlich ist“. Dies werde in Abhängigkeit von der Rechtsgrundlage entschieden, auf deren Basis die Daten verarbeitet wurden, außerdem hänge die Speicherdauer auch von Aufbewahrungspflichten ab. Wenden sich Nutzende an den Service-Support, können sie die Entfernung von personenbezogenen Daten aus dem Dienst beantragen. Im Folgenden werden die Betroffenenrechte benannt, außerdem die Kontaktdaten, die notwendig sind, um diese Rechte auszuüben.
Abschnitt 9 befasst sich mit Sicherheitsmaßnahmen: Hier treffen wir auf den vorhin schon zitierten Satz, dass man „gegebenenfalls Verschlüsselung“ zum Schutz der personenbezogenen Daten verwendet. Ansonsten ist der Absatz leider wenig aufschlussreich: Sie sind dafür verantwortlich, Ihre Login-Daten zu schützen; bei vergessenen Zugangsdaten erlaubt ein Wiederherstellungscode das Anmelden im Account. Zuletzt dreht sich die Datenschutzrichtlinie um etwaige Änderungen und um den Kontakt zum ICQ-Team.
Fazit ICQ: Anfang der 2000er war ICQ der Messenger überhaupt!
ICQ machte zu Beginn unseres Tests eine wirklich gute Figur: Kostenfrei lässt sich der Messenger auf allen erdenklichen Plattformen nutzen. Bei den Berechtigungen geht es zwar sparsamer, WhatsApp greift allerdings noch deutlicher zu. Kontakte können, müssen aber nicht synchronisiert werden – auch über andere Daten wie Telefonnummer, ICQ-Nummer oder E-Mail-Adresse finden sich Kontakte. Die Feature-Liste ist lang und mit der hauseigenen KI kann der Messenger einiges, was die Konkurrenz nicht kann. Dass der Messenger zuverlässig arbeitet, zeigte sich nicht nur in unserem Test, sondern auch bei den Bewertungen in den App Stores. Das war es jedoch mit Positiv-Punkten.
Die Sicherheit des Messengers ist desaströs: Verschlüsselung gibt es „gegebenenfalls“, aber eigentlich nicht. Weitere Schutzmechanismen sucht man ebenfalls vergebens – nicht mal ein zweiter Faktor für den Login existiert. Die Sicherheits- und Datenschutzeinstellungen können, müssen aber nicht funktionieren – so steht es tatsächlich in der Datenschutzerklärung. Die Server des Unternehmens befinden sich außerhalb des EWR – wahrscheinlich in Russland, genaue Informationen gibt es jedoch nicht. Genauso fehlen Informationen über die Speicherdauer – sich auf die gesetzlichen Aufbewahrungsfristen zu beziehen, ist einfach etwas zu wenig.
Absolut katastrophal war der Inhalt der Rechtstexte, insbesondere der Nutzungsbedingungen. All Ihre versendeten Inhalte darf ICQ zu allen erdenklichen Zwecken – einschließlich Marketing – verwenden. Nachrichten werden durchscannt und Daten von Nutzenden können in der gesamten Unternehmensgruppe umhergereicht werden.
In den Einstiegshürden reiht sich ICQ mit 10 von 12 Punkten im guten Mittelfeld ein. Bei der Usability hat sich der Messenger zu einem der bisherigen Spitzenreiter gemausert: 9 von 9 möglichen Punkten gab es für Features, Bedienung und Zuverlässigkeit. Anders sieht es bei der Sicherheit aus. Mit 5 von 15 möglichen Punkten liegt ICQ gleichauf mit Telegram – hinter WhatsApp. Insgesamt erreicht ICQ in unserer Wertung 24 von 36 möglichen Punkten und damit 2 Sterne.
Messenger Test: WeChat
WeChat haben wir zuletzt im Jahre 2016 getestet – seinerzeit mit dem Fazit, dass dem Messenger in Sachen Funktionalität so leicht keiner was vormacht. Bezüglich der Sicherheit gab es jedoch extremen Nachholbedarf: Eine veraltete Verschlüsselung, nur sehr wenige zusätzliche Sicherheits-Features, undurchsichtige Rechtstexte, Server überall auf der Welt und eine intransparente Datenspeicherung fielen uns auf. Wir sind sehr gespannt, was sich seither getan hat!
Gelaunched wurde der WeChat-Messenger im Jahre 2011; das dahinterstehende Unternehmen, die Tencent Holdings Limited, wurde 1998 gegründet. Tencent hat auf dem globalen Markt eine gigantische Bedeutung: Im Ranking der 25 wertvollsten Marken im Jahr 2021 (nach Marktwert kalkuliert) steht Tencent an Platz 5 – direkt hinter Amazon, Apple, Google und Microsoft.
Trotz diesen Erfolgen hat Tencent ein riesiges Problem: Im November dieses Jahres hat das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnologie die App-Stores des Landes angewiesen, App-Aktualisierungen vom Anbieter Tencent auszusetzen – und zwar mit sofortiger Wirkung und auf unbestimmte Zeit, wie mitunter die staatliche TV-Anstalt CCTV berichtete. WeChat hat in China eine ganz besondere Bedeutung, sodass diese Anordnung nicht folgenlos bleiben wird: WeChat ist nicht nur der beliebteste Messenger im Land, sondern gleichzeitig Social Network, Bezahlsystem und Software-Plattform. In Pandemiezeiten ist der gründe QR-Gesundheitscode mit „Mini-Apps“ innerhalb WeChats Teil des Alltags – die Mini-Apps werden übrigens von der Regierung betrieben. Mit WeChat erledigen die Chinesen auch ihre Behördengänge.
Chinas neues Datenschutzgesetz ist Grund für das Aussetzen von Aktualisierungen für sämtliche Tencent-Apps. Nicht die erste Folge für Tencent – erst im August 2021 wurde der Anbieter für das illegale Übertragen von Nutzerdaten gerügt, wie Reuters berichtete.
Nun aber zum Eigentlichen: Dem Messenger WeChat. Nutzende können WeChat kostenlos unter Android, iOS, Blackberry OS, Windows, macOS oder browserbasiert verwenden.
Kontakte und Berechtigungen
2016 hatte WeChat die mit Abstand längste Berechtigungs-Liste. Heute fordert der Messenger unter Android folgende Berechtigungen ein:
- Telefon: Telefonstatus und Identität abrufen
- Standort: Genauer und ungefährer Standort (GPS- und netzwerkbasiert)
- Kamera: Bilder und Videos aufnehmen
- Geräte-ID & Anrufinformationen: Telefonstatus und Identität abrufen
- Geräte- und App-Verlauf: Aktive Apps abrufen
- Speicher: USB-Speicherinhalte ändern, löschen und lesen
- Identität:
- Konten hinzufügen oder entfernen
- Kontaktkarten lesen
- Konten auf dem Gerät finden
- Wearable-Sensorendaten/ -Aktivitätsdaten: Körpersensoren (wie Pulsmesser)
- Kontakte:
- Konten auf dem Gerät finden
- Kontakte ändern und lesen
- Fotos/ Medien/ Dateien: USB-Speicherinhalte ändern, löschen oder lesen
- WLAN-Verbindungsinformationen: WLAN-Verbindungen abrufen
- Mikrofon: Audio aufnehmen
- Sonstiges:
- Dateien ohne Benachrichtigung herunterladen
- Einstellungen und Verknüpfungen auf dem Startbildschirm lesen
- Daten aus dem Internet abrufen
- Nutzungsstatistik der Komponente aktualisieren
- WLAN-Multicast-Empfang zulassen
- Verknüpfungen deinstallieren
- Speicherplatz der App ermitteln
- Beim Start ausführen
- Zugriff auf alle Netzwerke
- Konten erstellen und Passwörter festlegen
- Lichtanzeige steuern
- WLAN-Verbindungen herstellen und trennen
- Auf Bluetooth-Einstellungen zugreifen
- Synchronisierung aktivieren oder deaktivieren
- Dauerhaften Broadcast senden
- Verknüpfungen installieren
- Google-Servicekonfiguration lesen
- Synchronisierungseinstellungen lesen
- Netzwerkkonnektivität ändern
- Ruhezustand deaktivieren
- Vibrationsalarm steuern
- Audio-Einstellungen ändern
- Netzwerkverbindungen abrufen
- Mit Bluetooth-Geräten koppeln
- Nachfeldkommunikation steuern
- Systemeinstellungen ändern
- Google Play-Lizenzprüfung
- Über anderen Apps einblenden
Hier hat sich kaum etwas geändert; die Liste ist immer noch sehr lang. Vieles lässt sich mit der umfangreichen Funktionalität zwar erklären, jedoch ist bei Berechtigungen wie „Dateien ohne Benachrichtigung herunterladen“ größte Vorsicht geboten – in diesen Dateien könnte sich auch Malware befinden. WeChat-Nutzende sollten in den Berechtigungs-Einstellungen jene Berechtigungen deaktivieren, die sie nicht zwingend benötigen.
Das Hinzufügen von Chatpartnern geht bei WeChat auf verschiedenen Wegen: Etwa durch den Telefonbuch-Scan. Beim Einrichten des Messengers werden Nutzende gefragt, ob die Telefonbuchkontakte synchronisiert werden dürfen. Im Hilfecenter verweist WeChat darauf, dass die Telefonnummern verschlüsselt werden. Kontakte lassen sich auch über die Funktion „People Nearby“, also Menschen in der Umgebung, hinzufügen. In den Einstellungen lässt sich diese Funktion – der Privatsphäre zuliebe – auch deaktivieren bzw. WeChat gibt den Tipp, den Standort zu deaktivieren, um von anderen nicht gefunden zu werden. Weiter lassen sich Kontakte schlicht durch das manuelle Eingeben von Telefonnummern oder WeChat-IDs finden. Der sicherste Weg, Kontakte bei WeChat hinzuzufügen, ist das Scannen des QR-Codes des Gesprächspartners.
Usability von WeChat
WeChat ist nicht nur ein Messenger – in China wird diese App als Alltagshelfer verwendet. Es sind klassische Messenger-Features mit an Bord: Versand von Text, Fotos, Sprachnachrichten, Videos oder Standortfreigaben und Gruppenchats mit bis zu 500 Mitgliedern. Sprach- und Videoanrufe sind mit bis zu neun Personen möglich. Neben diesen typischen Messenger-Features will WeChat aber auch ein soziales Netzwerk sein. Dafür lassen sich Momente im Momente-Stream teilen – ähnlich wie bei Facebook. Statusmeldungen und Sticker tragen ebenfalls zum Social Network-Charakter bei. Hinter Pay verbirgt sich die Zahlfunktion, WeChat Out erlaubt günstige Telefonate in bestimmten Regionen. In 18 Sprachen ist die App verfügbar, sodass Nachrichten und Momente-Beiträge auch übersetzt werden können. Hinter den WEIXIN-Diensten verbergen sich darüber hinaus Kanäle, Mini-Apps und viele andere Funktionen.
In unserem Test arbeitet WeChat zuverlässig. Die Bedienung ist intuitiv – man wird nicht erschlagen, sondern findet ein recht aufgeräumtes Interface vor. Die Bewertungen in den App Stores gehen auseinander: Mehr als 6 Millionen Nutzende werten in Googles Play Store mit 3,8 von 5 Sternen. Häufig berichten Nutzende von Ausfällen, flackern auf dem Bildschirm oder Account-Sperren; hier und da antworten die WeChat-Entwickler mit der Bitte, sich an den Support zu wenden. Bei 3.125 Bewertungen kommt WeChat in Apples iTunes auf 4 von 5 Sternen – hier mit sehr positiven Kritiken.
Die Sicherheit von WeChat
Bei WeChat können Nutzende einen Kontoschutz aktivieren. Dafür wird eine Geräteliste für die WeChat-ID eingerichtet. Geräte können angemeldet und aus der Liste gelöscht werden. WeChat ist per default so konfiguriert, dass jeder jeden als Kontakt hinzufügen kann. Möchten Nutzende Kontakte erst bestätigen, so kann das in den Einstellungen aktiviert werden. Auch das Aufgefunden-werden über die WeChat-ID oder die Handynummer lässt sich aktivieren bzw. deaktivieren (beides in den Einstellungen unter Datenschutz).
Chatverläufe werden bei WeChat lokal auf dem Gerät gespeichert. Nutzende müssen jedoch Vorsicht walten lassen: Wird die App auf einem Gerät gelöscht, so werden mit ihr alle Backups gelöscht. Sollen die Inhalte auf ein anderes Gerät übertragen werden, müssen die Chatverläufe aufs neue Gerät übertragen werden, bevor WeChat vom alten Gerät verschwindet. In den Chat-Einstellungen lässt sich die gesamte Chat-Historie auch löschen. In den Hilfeseiten gibt WeChat dazu die Information, dass nichts auf den WeChat-Servern gespeichert wird, sodass die Chat-Historie nicht wiederhergestellt werden kann, wenn sie vom Gerät gelöscht wurde.
Trencent ist nicht der einzige Entwickler, der an WeChat arbeitet – Mini-Apps und andere Features brauchen Dienstleistende. Zu diesen Dienstleistenden zählt WeChat folgende: Kommunikationsdienstleistende, die SMS im Auftrag von WeChat versenden (Twilio Inc.), VoIP-Anbietende, Zahlungsabwickelnde, Anbietende von Übersetzer-APIs sowie Dienstanbietende fürs Bereitstellen von Inhalten in verschiedenen Regionen.
Das WeChat-Hilfecenter gibt auch Auskunft zum Schutz von Konversationen auf WeChat: Gesendete und empfangene Nachrichten werden ausschließlich zwischen Gerät und Server verschlüsselt. Nachrichteninhalte einschließlich aller Anhänge werden „nicht dauerhaft auf unseren Servern“ gespeichert, „es sei denn, Sie oder Ihr Empfänger speichern sie als Favoriten“. Doch: Chatnachrichten werden nach 72 Stunden, Anhänge wie Bilder, Audios, Videos oder andere Dateien nach 120 Stunden dauerhaft vom Server gelöscht. „Nach dem Löschen können weder WeChat noch Dritte den Inhalt Ihrer Nachricht einsehen“ – doch erst nach dem Löschen, dessen sollten sich Nutzende bewusst sein. Der Quellcode von WeChat ist auch heute nicht veröffentlicht. Zwar existiert eine API, jedoch bietet Tencent nicht den Quellcode der WeChat-App an.
AGB & Datenschutzrichtlinie bei WeChat
Die Rechtstexte von WeChat teilen sich auf in die Nutzungsbedingungen, die Richtlinie zur akzeptablen Nutzung und die Datenschutzrichtlinie – und zu unserer Freude sind all diese Texte auch in deutscher Sprache verfügbar. Damit hat sich dieser Punkt zum vorigen Test verbessert.
Wir starten mit den Nutzungsbedingungen: Hier erfahren wir gleich zu Beginn, dass außerhalb des EWR die WeChat International Pte Ltd Vertragspartei ist, innerhalb des EWR ist es Tencent International Services Europe BV mit Sitz in Amsterdam, Niederlande. Weiter erfahren wir, dass es auch sein kann, dass Verträge mit verbundenen Unternehmen entstehen – je nachdem, welche WeChat-Funktionen Nutzende verwenden. In diesen Fällen gelten dienstspezifische Bedingungen.
Etwas verwirrend ist die Unterscheidung zwischen WeChat- und Weixin-Nutzenden; für letztere gelten andere Bedingungen. Ob Nutzende WeChat- oder Weixin-Nutzende sind, lässt sich in den Einstellungen über den Link zu den Nutzungsbedingungen prüfen. Wir konzentrieren uns im Folgenden ausschließlich auf die Rechtsdokumente von WeChat und lassen die Weixin-Dokumente außen vor. WeChat-Nutzende sind verpflichtet, „WeChat nur im Rahmen der jeweils an Ihrem Aufenthaltsort geltenden Gesetze und Vorschriften [zu] verwenden. In einigen Ländern gibt es Einschränkungen bei der Nutzung von WeChat – es liegt in Ihrer Verantwortung sicherzustellen, dass Sie WeChat an Ihrem Aufenthaltsort legal nutzen dürfen. Auch sind bestimmte WeChat-Funktionen nicht in allen Ländern verfügbar.“
WeChat darf ab dem 13. Lebensjahr mit Zustimmung der Erziehungsberechtigten verwendet werden. Weiter erfahren wir, dass die Bedingungen in mehreren Sprachen übersetzt wurden. Gibt es Unterschiede zwischen der englischsprachigen und anderen Versionen, so hat die englische Version Vorrang. Erneut wird darauf aufmerksam gemacht, dass Dienste und Funktionen in WeChat Zusatzbedingungen haben können – das beginnt bereits mit der Sticker-Lizenz, die die Verwendung von Stickern regelt. Ergänzt werden diese zusätzlichen Bestimmungen durch länderspezifische Bestimmungen, wenn Nutzende aus den USA, Australien, dem Vereinigten Königreich, der EU oder Singapur stammen.
Der Punkt „Ihre Inhalte“ dreht sich um „Daten, Informationen, Medien oder andere Inhalte im Zusammenhang mit Ihrer Nutzung von WeChat“. Hier lesen wir, dass Nutzende weiterhin Eigentümer und verantwortlich für ihre Inhalte sind. Inhalte werden darüber hinaus nicht an Dritte verkauft. Aber: Nutzende geben „uns und den mit uns verbundenen Unternehmen eine unbefristete, nicht exklusive, übertragbare, unterlizenzierbare, nutzungsgebührenfreie, weltweite Lizenz zur Nutzung Ihrer Inhalte […] (ohne, dass wir dafür Gebühren an Sie zu zahlen haben) zum Zwecke der Bereitstellung, Förderung, Entwicklung und Verbesserung von WeChat und unserer anderen Dienste, einschließlich neuer Dienste, die wir möglicherweise in der Zukunft anbieten werden. […] Als Teil dieser Lizenz dürfen wir und unsere verbundenen Unternehmen, vorbehaltlich der WeChat-Datenschutzrichtlinie, Ihre Inhalte kopieren, reproduzieren, hosten, speichern, bearbeiten, anpassen, ändern, übersetzen, ausführen, verteilen und weltweit in allen Medien und auf allen Verteilungswegen veröffentlichen, einschließlich solcher, die in Zukunft entwickelt werden“.
Außerdem gewähren „Sie anderen WeChat-Nutzern eine nicht-exklusive Lizenz zum Zugriff und zur Nutzung Ihrer Inhalte innerhalb der WeChat-Applikation in Übereinstimmung mit diesen Bedingungen und den Funktionen von WeChat“. Darüber hinaus müssen Nutzende akzeptieren, dass WeChat „den Namen, den Sie in Verbindung mit Ihrem Inhalt angeben (unabhängig davon, ob es sich dabei um Ihren Kontonamen, Ihren echten Namen oder einen andern handelt) verwenden dürfen“.
Das war es jedoch noch nicht, denn Sie stimmen außerdem zu, „dass wir und unsere verbundenen Unternehmen berechtigt sind, Ihre Inhalte nach Beendigung der Nutzung von WeChat zu behalten und weiter zu nutzen“. Das widerspricht den Angaben auf den Hilfsseiten, nach denen Inhalte nach einigen Stunden gelöscht werden, es sei denn, sie sind unter den Favoriten gespeichert. Inhalte könnten auch dann weitergegeben werden, wenn Strafverfolgungsbehörden Anfragen stellen. Informationen zum Umgang mit Datenanfragen von Strafverfolgungsbehörden stellt WeChat an dieser Stelle bereit.
WeChat behält sich auch das Recht vor, „die Sichtbarkeit, den Status oder den Rang Ihrer Inhalte künstlich auf WeChat zu bearbeiten“. Was das heißen soll, wird leider nicht genauer dargelegt. Am Schluss der Nutzungsbedingungen finden wir die gesonderten Bedingungen für EU-Bürger:innen: Geregelt werden Rückerstattungen, Klärung von Streitfragen und Verluste bzw. Schäden und deren Haftung.
Wir gehen ein Dokument weiter – zur Richtlinie zur akzeptablen Nutzung. Hier werden Verhaltensregeln definiert und die Richtlinie ist als Teil der Nutzungsbedingungen zu verstehen. Eingegangen wird darauf, welche Inhalte oder Verhaltensweisen erlaubt, welche illegal sind. So sind beispielsweise das Anbieten illegaler Waren genauso verboten wie der Identitätsdiebstahl.
Die Datenschutzrichtlinie ist unser letztes Rechtsdokument von WeChat. Zunächst werden wieder WeChat- von Weixin-Nutzenden unterschieden. Wir erfahren weiter, dass Nutzende neben der Mobilnummer auch einen Alias angeben müssen; weitere Angaben zum Profil sind freiwillig. Wieder erklärt WeChat, dass Daten nicht an Dritte weitergegeben werden, „es sei denn, wir müssen dies tun, um den Dienst bereitzustellen (z. B. SMS-, Standort- und Kartendienstanbieter), oder wenn wir von einem Gericht oder einer Behörde dazu aufgefordert oder gesetzlich dazu gezwungen werden.“ Außerdem: „Jeder Dritte, mit dem wir Benutzerdaten austauschen, ist verpflichtet, den gleichen oder einen gleichwertigen Schutz der Benutzerdaten zu gewährleisten, wie er in dieser Datenschutzrichtlinie angegeben ist.“
Wir erhalten Antwort auf die Frage nach dem Serverstandort: „Unsere Server befinden sich in Singapur und in der Sonderverwaltungszone Hongkong. Auch unsere anderen, in aller Welt (einschließlich Singapur, Sonderverwaltungszone Hongkong und den Niederlanden) ansässigen Support- Engineering- und anderen Teams, die die Bereitstellung von WeChat für Sie unterstützen, haben Zugang zu Ihren Informationen.“ Der Zugriff auf die Daten erfolge „nur von ausgewiesenem Personal“. Wie lange Informationen gespeichert werden, hängt laut der Datenschutzerklärung von der Art der Informationen ab. Als Beispiel werden Anmeldedaten genannt: Diese werden 90 Tage ab Datenerfassung aufbewahrt, wobei Daten „nicht länger als gesetzlich vorgeschrieben“ gespeichert werden. WeChat verspricht, personenbezogene Daten von anderen Daten getrennt aufzubewahren, wenn das Unternehmen zur Aufbewahrung gesetzlich verpflichtet ist. Außerdem werden „gesammelte Registrierungsdaten (die keine personenbezogenen Daten enthalten) […] für Zwecke der Spam-Prävention und Systemsicherheit aufbewahrt.“
Eine Tabelle gibt nun Auskunft, welche Daten wofür mit welcher Rechtsgrundlage wie lange gespeichert werden. Einige Auszüge:
- Registrierungsdaten (das können Name, Alias, Apple-ID, IP-Adresse, Mobilnummer, Region, E-Mail-Adresse oder Facebook-Account sein) werden solange gespeichert, bis der Account gelöscht wird.
- Profildaten, -medien und Angaben zur zusätzlichen Kontosicherheit (Passwort, Notfallkontakte, verwaltete Geräte, E-Mail-Adresse) werden bis zum Entfernen durch Nutzende gespeichert oder bis das Konto gelöscht wird – je nachdem, was zuerst eintritt.
- Chat-Daten „gehen nur durch unsere Server, sodass sie an ihre beabsichtigten Empfänger verteilt werden können“. Dementsprechend werden Chatnachrichten drei Stunden nach Zustellung von den Servern gelöscht, in jedem Fall aber 72 Stunden nach Versand. Chat-Meiden werden nach 120 Stunden dauerhaft gelöscht.
- Protokolldaten werden dauerhaft drei Monate nach Erfassungsdatum gelöscht.
- Momente und Statusmeldungen werden solange gespeichert, bis diese Posts gelöscht oder der Account gelöscht wird.
- Kundensupport-Informationen, also Kommunikationen mit dem Kundensupport einschließlich aller zur Verfügung gestellten Informationen, werden solange aufbewahrt, bis das Konto gelöscht wird.
Punkt 4 dreht sich darum, mit wem Nutzerdaten geteilt werden. Das können verbundene Konzernunternehmen sein: „diese verbundenen Konzernunternehmen dürfen Ihre personenbezogenen Daten nur in Übereinstimmung mit dieser Datenschutzrichtlinie verwenden.“ Es kann sich jedoch auch um Dienstleistende handeln. Dienstleistenden ist es „untersagt, Ihre Daten zu speichern, zu verwenden oder weiterzugeben, es sei denn, dies ist für die Erbringung von Dienstleistungen für uns erforderlich“. Daten können auch an Werbepartner weitergegeben werden: „Wir können unseren Werbepartnern Berichte über Trends und die Leistung ihrer Werbung zur Verfügung stellen […]. Wir geben keine Informationen weiter, die Sie persönlich identifizieren […], es sei denn, Sie geben uns die Erlaubnis dazu.“
Weiter geht die Datenschutzerklärung auf das „Wo“ ein: Als globale Plattform befinden sich WeChat-Engineering-, -Technik- und –Support-Teams „in unseren Niederlassungen auf der ganzen Welt […]. Die personenbezogenen Daten, die wir von Ihnen erheben, werden nach Singapur und SAR Hongkong übertragen, dort gespeichert oder dort verarbeitet. Wir stützen uns auf die Musterverträge der Europäischen Kommission für die Übertragung personenbezogener Daten in Drittländer.“
Wir erfahren, dass personenbezogene Daten „durch den Einsatz von Informationssicherheits- und Zugriffsrichtlinien, die den unbefugten Zugriff auf unsere Systeme einschränken, sowie durch technologische Schutzmaßnahmen“ geschützt werden sollen. Als technologische Schutzmaßnahme wird die Verschlüsselung erwähnt, die jedoch leider nur zwischen Gerät und Server stattfindet und damit nicht umfassend schützen kann.
Punkt 8 befasst sich mit personalisierter Werbung, die Nutzende in den Einstellungen stoppen können. Nicht abmelden können sich Nutzende von dienstbezogenen Ankündigungen; das erscheint jedoch auch sinnvoll, da es sich hierbei um Mitteilungen zu Wartungen, zur Sicherheit oder zum Datenschutz handeln kann.
Haben wir in den Nutzungsbedingungen gelesen, dass sich Kinder ab dem 13. Lebensjahr mit Einverständnis von Erziehungsberechtigten zu WeChat anmelden können, lesen wir nun die Altersgrenze von 16 Jahren. Punkt 11 befasst sich mit den Rechten von betroffenen Personen. Die Datenschutzrichtlinie endet mit etwaigen Änderungen und der Information, dass die englischsprachige Version der Datenschutzrichtlinie im Falle von Widersprüchlichkeiten zu anderen Versionen Vorrang hat.
Während die Datenschutzerklärung von WeChat klar erklärt, wie Daten verarbeitet werden, sorgten die Nutzungsbedingungen mit ihrer Fülle erst mal für Frust beim Lesen: Einige Abschnitte gelten für europäische Bürger:innen, andere für alle Nutzenden, einige für Weixin-, andere für WeChat-Nutzende. Erfreulich ist, dass WeChat nun auch deutschsprachige Versionen bereithält. Unerfreulich sind jedoch die Widersprüche, die wir in den Rechtstexten fanden – und diverse inhaltliche Passagen, etwa dass WeChat ein uneingeschränktes Nutzungsrecht an Inhalten von Nutzenden erhält oder dass Daten überall auf der Welt verarbeitet werden.
Fazit WeChat
Wie schon im ICQ-Test legte WeChat ordentlich los, um dann extrem nachzulassen: Die Einstiegshürden wuppt der Messenger recht gut, einzig die zahlreichen Berechtigungen führten zu Punktabzug. So schafft es WeChat bei den Einstiegshürden auf 10 von 12 möglichen Punkten.
Auch die Usability stimmt: Die Featureliste ist extrem lang – jedoch in erster Linie durch die zusätzlichen Mini-Apps, die die Funktionalität von WeChat immens erweitern können. Die Bedienung ist einfach, der Messenger arbeitet im Großen und Ganzen zuverlässig – von einigen Kritiken in den App-Stores abgesehen. Volle Punktzahl im Testbereich Usability für WeChat!
Aber die Sicherheit … Wie schon vor fünf Jahren bricht dieser Testpunkt auch in diesem Jahr WeChat das Genick: Verschlüsselt wird nur zwischen Client und Server, weitere Schutzmechanismen existieren kaum. Wenngleich die Rechtstexte in deutscher Sprache abrufbar sind, waren die Inhalte mehr als fragwürdig. Die Server befinden sich überall auf der Welt und zur Datenspeicherung fanden wir widersprüchliche Aussagen. Von 15 möglichen Punkten schafft es WeChat im Testbereich Sicherheit nur auf 5 Punkte. Insgesamt reiht sich WeChat auf einen Rang mit ICQ: Beide Messenger erhalten mit 24 von 36 möglichen Punkten 2 Sterne.
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