Bedrohungslage

Künstliche Intelligenz hat die Cyberkriminalität revolutioniert

25. Februar 2025 von Marek Röhner

KI Cyberkriminalität
©Dar1930 - Adobe Stock

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Künstliche Intelligenz (KI) ist eines der dominierenden Themen der letzten Jahre. Neben all den vielen Vorteilen für unseren Alltag, wie Automatisierung, Effizienzsteigerung und Kostenersparnis, wird KI allerdings auch von Cyberkriminellen genutzt, um Angriffe raffinierter, effizienter und schwieriger zu erkennen zu machen. Im heutigen Blogbeitrag untersuchen wir, wie KI die Cyberkriminalität revolutioniert hat und welche Bedrohungen sie mit sich bringt.

 

Anstieg der Cyberkriminalität infolge von KI

Die Zahl der Cyberangriffe steigt seit Jahren kontinuierlich an. Laut einer Analyse des IT-Branchenverbands Bitkom aus dem August 2024 mussten über 80 Prozent der deutschen Unternehmen in den Jahren 2023/2024 Erfahrungen mit Datendiebstahl, Industriespionage oder Sabotage machen – das ist ein Anstieg von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Betroffen sind aber nicht nur große Konzerne. Auch kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) geraten zunehmend ins Visier von Cyberkriminellen. Die Angriffe werden dabei immer raffinierter. Diese Entwicklung ist eng mit dem Aufkommen der Künstlichen Intelligenz verknüpft: KI hilft Cyberkriminellen, Phishing-Mails realistisch zu gestalten, Malware zu optimieren und Sicherheitsmechanismen zu umgehen. Ihre Attacken werden immer automatisierter, präziser und noch effektiver. Damit ist eine neue Dimension an Bedrohung entstanden, die Unternehmen vor große Herausforderungen stellt.

Künstliche Intelligenz revolutioniert die Cyberkriminalität

Wie bereits erwähnt, revolutioniert KI die Art und Weise, wie Angriffe durchgeführt werden. Dank KI können Cyberkriminelle fortschrittliche Algorithmen nutzen, um Attacken effizienter, präziser und gefährlicher zu machen. Schauen wir uns an, wie KI die Cyberkriminalität revolutioniert hat.

Effizienzsteigerung durch KI

Früher waren Hacker auf manuelle Methoden angewiesen, um Sicherheitslücken zu finden oder Phishing-Kampagnen durchzuführen. Heute automatisiert KI diese Prozesse. Generative KI kann in Sekunden täuschend echte Phishing-Mails oder gefälschte Websites erstellen, die kaum von Originalen zu unterscheiden sind. Hinzu kommt: KI analysiert Abwehrmechanismen in Echtzeit und passt Angriffsstrategien dynamisch an. Das macht Cyberangriffe nicht nur häufiger, sondern auch wesentlich raffinierter.

Cyberkriminalität für jedermann

Beunruhigend ist die Demokratisierung der Cyberkriminalität: Früher waren fundierte IT-Kenntnisse erforderlich, um Schadsoftware zu entwickeln oder Netzwerke zu infiltrieren. Doch mit frei verfügbaren KI-Tools können nun auch Laien gefährliche Angriffe starten. KI-gestützte Software ermöglicht es, schadhaften Code mit wenigen Klicks zu generieren, Schwachstellen automatisiert zu identifizieren oder bestehende Schadprogramme zu optimieren.

Bedrohungen aus jeder Ecke der Welt

Cyberangriffe kennen keine geographischen Grenzen mehr. KI erleichtert es, Angriffe aus der Ferne zu koordinieren und Anonymität zu wahren. Selbst Unerfahrene können mithilfe KI-gestützter Tools Schadsoftware erstellen oder Angriffe starten. So könnten selbst Jugendliche mit einem KI-gestützten Chatbot derart schädlichen Code generieren, dass eine ganze Organisation lahmlegt wird.

Cybercrime-Angriffszenarien mit KI

KI-gestütztes Phishing

Durch den Einsatz moderner Algorithmen können Angreifende Phishing-Mails erstellen, die sich individuell an den Empfänger anpasst. Mithilfe von Machine Learning und Natural Language Processing lassen sich umfangreiche Datenanalysen durchgeführen, um Schreibstile, Tonalitäten und inhaltliche Nuancen zu imitieren. So erscheinen E-Mails von vermeintlichen Geschäftspartnern oder internen Abteilungen täuschend echt. Diese personalisierte Ansprache erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Empfänger vertrauliche Informationen preisgeben oder schädliche Links anklicken, erheblich.

Beispiel: Herr Müller erhält eine E-Mail, die scheinbar von seinem Kollegen Herrn Meier stammt und eine angehängte Datei mit angeblich vertraulichen Geschäftsdaten enthält. In Wahrheit handelt es sich um eine mit Malware versehene Datei, die beim Öffnen das gesamte Unternehmensnetzwerk infiziert.

Intelligente DDoS-Angriffe

Während herkömmliche Distributed-Denial-of-Service (DDoS)-Angriffe vor allem auf eine Vielzahl gleichzeitiger Serveanfragen setzen, nutzen moderne Varianten KI, um Angriffsmuster dynamisch zu steuern. Die von den Kriminellen genutzten Systeme analysieren in Echtzeit die Reaktionen des Zielsystems und passen Frequenz sowie Art der Anfragen gezielt an, um Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen. Diese adaptive Methode ermöglicht es, auch komplexe Infrastrukturen nachhaltig zu überlasten und kritische Dienste zum Erliegen zu bringen.

Beispiel: Ein Online-Shop erlebt während des Black Fridays eine massive Serverüberlastung. KI-gesteuerte Bots erkennen automatisch, welche Schutzmechanismen aktiv sind, und modifizieren das Angriffsmuster so, dass Firewalls und Traffic-Filter umgangen werden. Die Website geht offline und dem Händler entsteht ein wirtschaftlicher Schaden in Millionenhöhe.

Deepfake-Angriffe

Mit der Entwicklung von generativen adversarial networks (GANs) können Cyberkriminelle täuschend echte Deepfake-Videos, -Bilder oder -Audiodateien erzeugen. Solche Manipulationen können sie nutzen, um Führungskräfte zu imitieren und falsche Anweisungen zu geben. Ein solches Deepfake-Video eines CEOs, das eine dringende Finanztransaktion anordnet, kann großen Schaden anrichten, da es kaum von authentischen Inhalten zu unterscheiden ist. Besonders fies: Diese Technik untergräbt auch das Vertrauen in digitale Kommunikation und erfordert neue Sicherheitsstrategien.

Beispiel: Die Finanzabteilung eines Unternehmens erhält einen Videoanruf von seinem CEO, der eine dringende Überweisung an einen Geschäftspartner anfordert. Die Mitarbeiterin folgt der Anweisung – nicht ahnend, dass der Anrufer ein KI-generiertes Deepfake ist, das nur darauf ausgelegt war, Geld zu stehlen.

Malware-Optimierung

Mit KI können Cyberkriminelle auch Schadsoftware kontinuierlich anpassen: Mithilfe von KI können Malware-Programme in Echtzeit ihren Code verändern, um aktuellen Sicherheitsmaßnahmen zu entgehen. Die Software analysiert dabei ihre Umgebung, lernt aus den Abwehrversuchen und passt sich automatisch an, sodass herkömmliche Antivirenprogramme und Firewalls oft keine Chance haben. Diese adaptive Fähigkeit macht es nahezu unmöglich, eine dauerhafte Sicherheitslösung zu garantieren.

Beispiel: Eine neue Form von KI-Malware infiltriert einen Finanzdienstleister und tarnt sich als harmloses Update. Sie verändert kontinuierlich ihren Code, um Antivirenprogramme zu umgehen, und stiehlt unbemerkt über Wochen hinweg sensible Bankdaten.

Gezielte Manipulation

KI eröffnet Cyberkriminellen auch die Möglichkeit, Angriffe exakt auf einzelne Ziele zuzuschneiden. Durch die Auswertung umfangreicher Daten aus sozialen Netzwerken, internen Firmenquellen und öffentlichen Registern lassen sich individuelle Schwachstellen identifizieren. Daraus entstehen maßgeschneiderte Angriffe, die speziell auf das Verhalten, die Vorlieben und die Kommunikationsgewohnheiten des Opfers abgestimmt sind. Diese zielgerichtete Manipulation erhöht die Erfolgswahrscheinlichkeit dieser Angriffe erheblich und ist eine besondere Herausforderung für die IT-Sicherheit.

Beispiel: Ein Mitarbeiter eines Unternehmens erhält eine perfekt formulierte E-Mail von seinem vermeintlichen „IT-Support“, in der er aufgefordert wird, seine Zugangsdaten aufgrund eines Sicherheitsupdates zu bestätigen. KI hat allerdings vorab die Schreibweise und frühere Anfragen analysiert, sodass die Nachricht absolut authentisch wirkt. Der Mitarbeiter gibt seine Daten ein – und gewährt damit Hackern unbemerkt Zugriff auf das Firmennetzwerk.

Sie sind am Zug: Handeln Sie proaktiv

Wie eben beschrieben, stellt Künstliche Intelligenz Unternehmen vor völlig neue Herausforderungen. Umso wichtiger ist es, nicht erst zu reagieren, wenn ein Angriff bereits erfolgt ist, sondern proaktiv zu handeln. Wir haben einige Tipps zusammengestellt, wie Sie sich können effektiv vor diesen Bedrohungen schützen können:

KI gegen KI: Investition in intelligente Sicherheitslösungen

Da Cyberkriminelle auf KI setzen, ist es entscheidend, dass auch Unternehmen KI-basierte Abwehrmechanismen implementieren. Moderne Firewalls, Intrusion Detection Systeme (IDS) und Anti-Malware-Software nutzen maschinelles Lernen, um verdächtige Aktivitäten frühzeitig zu erkennen. Diese Systeme analysieren ungewöhnliche Muster im Datenverkehr, identifizieren neue Bedrohungen und reagieren in Echtzeit. Ein Beispiel ist die „User and Entity Behavior Analytics“ (UEBA)-Technologie, die automatisch Abweichungen im Nutzerverhalten erkennt und verdächtige Aktionen blockiert.

Mitarbeiterschulungen: Die menschliche Firewall stärken

Technologie allein reicht nicht aus – der Mensch ist und bleiben eine der größten Schwachstellen in der Cybersicherheit. Denn Social-Engineering-Techniken wie KI-gestütztes Phishing oder Deepfake-Angriffe setzen gezielt auf menschliche Fehler. Regelmäßige Schulungen für Mitarbeitende sind daher essenziell. Wir empfehlen, praxisnahe Szenarien zu üben, beispielsweise durch simulierte Phishing-Attacken oder Trainings zur Erkennung manipulierter Nachrichten.

Zero-Trust-Ansatz: Kein blindes Vertrauen

Das Konzept „Zero Trust“ basiert auf der Annahme, dass kein Benutzer und kein Gerät innerhalb oder außerhalb eines Netzwerks automatisch als vertrauenswürdig gilt. Überprüfen Sie also alle Zugriffe streng und ausnahmslos und sichern Sie diese durch Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) ab. Zusätzlich kann eine Mikrosegmentierung der Netzwerke den Schaden begrenzen, falls Angreifer doch Zugriff erlangen sollten.

Kontinuierliche Überprüfung der IT-Infrastruktur

Da sich Bedrohungen stetig weiterentwickeln, reicht es nicht aus, Sicherheitsmaßnahmen einmal zu implementieren. Vielmehr müssen sie regelmäßig überprüft und angepasst werden. Testen Sie Ihre IT-Infrastruktur deshalb kontinuierlich auf Schwachstellen, beispielsweise durch Penetrationstests. Bei diesen Test versuchen ethische Hacker, in Systeme einzudringen. Auch regelmäßige Updates von Software und Betriebssystemen sind obligatorisch, um bekannte Sicherheitslücken zu schließen.

Sensible Daten besser schützen: Verschlüsselung und Zugriffskontrollen

Besonders schützenswerte Daten sollten stets verschlüsselt gespeichert und übertragen werden. Dies minimiert das Risiko, dass gestohlene Daten genutzt werden können. Darüber hinaus raten wir Ihnen, den Zugriff auf kritische Informationen streng zu regulieren und nach dem Prinzip der minimalen Rechtevergabe (Least Privilege) nur denjenigen Mitarbeitenden Zugriff zu gewähren, die ihn tatsächlich benötigen.

Künstliche Intelligenz zur Bedrohungsanalyse nutzen

Setzen Sie selbst KI-basierte Lösungen zur Bedrohungserkennung ein. Es gibt Systeme, die verdächtige Aktivitäten im Darknet überwachen oder gezielt nach Datenlecks und gestohlenen Unternehmensinformationen suchen. Diese Technologien ermöglichen es, auf potenzielle Bedrohungen zu reagieren, bevor sie zu einem realen Angriff führen.

Fazit: KI ist ein zweischneidiges Schwert

Künstliche Intelligenz hat unser Leben in vielerlei Hinsicht verbessert – sie automatisiert Prozesse, senkt Kosten und optimiert Arbeitsabläufe. Doch mit ihren Vorteilen geht auch eine erhebliche Gefahr einher. Besonders im Bereich der Cyberkriminalität zeigt sich die dunkle Seite von KI: Kriminelle nutzen sie, um Angriffe effizienter, gezielter und schwerer erkennbar zu machen. Besorgniserregend sind vor allem Deepfake-Angriffe, die schwer erkennbar sind und Manipulation von Menschen auf einem nie dagewesenen Niveau ermöglichen.

Bleiben Sie dran: In den kommenden Wochen werden wir uns hier in unserem Blog weiter der KI widmen. In unserem nächsten Beitrag wollen wir beleuchten, wie KI auch zur Cybersicherheit beitragen kann und wie Sie sich mithilfe von KI gegen Bedrohungen wappnen können.

 

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