Frühjahrsputz Apple iOS 10.3
iOS nennt sich Apples mobiles Betriebssystem, das am 03. April 2017 gerade ein Update auf Version 10.3.1 erfahren hat. Mit unseren Anleitungen lernen Sie die neuen Performance- und Sicherheitsfeatures der aktuellen Version kennen und erfahren, wie Sie Ihr iPhone oder iPad sauber halten.
iOS 10.3 aufräumen
Herrlich ist es mit so einem aktualisierten Betriebssystem! Doch schon durch fehlgeschlagene Downloads oder aber Cache-Dateien wird das System so ausgebremst, dass gefühlt nichts mehr geht. Wir prüfen, wo Sie ansetzen können, um iOS 10.3 auszumisten.
Wie sinnvoll ist das manuelle Aufräumen?
Anders als bei Google Android, welches wir vergangene Woche aufgeräumt haben, stellt sich beim iOS zunächst die Frage, wie sinnvoll es ist, manuell aufzuräumen. Denn Systemtools für iOS sind vielfach hilfreich, jedoch ist ein Eingreifen ins System immer mit Risiken verbunden. Kann das System überhaupt durchs Löschen einiger Cache-Dateien freier werden? Selbst temporäre Dateien werden nach dem Löschen sofort neu angelegt.
Warum also langwierig nach irgendwelchen Cache-Dateien fahnden, die ohnehin kaum ins Gewicht fallen? Bei echten Problemen kann das sinnvoll sein. Wenn auf Ihrem nagelneuen iPhone nach wenigen Tagen nur noch 400 MB frei sind, obwohl es vorher 8 GB waren, oder wenn Sie eine App installieren möchten, jedoch 200 MB Speicher fehlen, dann kann die Suche nach Cache-Dateien sinnvoll sein.
Sind nur noch wenige 100 MB Speicherplatz vorhanden, kann dadurch das iOS-Device wirklich ausgebremst werden. Das System reagiert mit entsprechenden Warnungen und gibt Platzspar-Tipps. Der einfachste Weg, zu mehr Speicherplatz zu kommen, ist, nicht gebrauchte Apps zu löschen und sich von einigen Medien, beispielsweise WhatsApp-Videos oder -Fotos, zu trennen.
Das System unterstützt Sie mittlerweile sogar dabei. IOS 10 kann bei Platzmangel beispielsweise Medien in die iCloud auslagern. Vor Systemupdates löscht iOS sogar Apps, die dann nach Update-Abschluss wieder installiert werden.
Safari-Cache voll?
Ein bisschen Platz schaffen Sie, wenn Sie den Safari-Cache leeren. Gehen Sie dazu in die Einstellungen, dort zu „Safari“, wo Sie den Eintrag „Verlauf und Website-Daten löschen“ finden. Dies ist vorrangig dann ein guter Hinweis, wenn Safari Probleme macht. Bedenken Sie bitte: Nutzen Sie diese Option, löschen Sie auch Anmeldedaten. Wie wir jedoch in unserer Serie über Browsersicherheit beschrieben haben, ist das Speichern von Anmeldedaten ohnehin mit großen Risiken verbunden.
Platz schaffen mit dem Download-Trick
Es gibt einen Trick, mit dem Sie viel Platz schaffen können – eine eher ungewöhnliche, aber effiziente Möglichkeit: Sie laden eine übergroße Videodatei herunter. Öffnen Sie iTunes und laden Sie eine Videodatei, die größer ist als Ihr Speicher Platz hergibt. Vielleicht haben Sie bereits einige HD-Titel in iTunes gekauft, sodass Sie die entsprechenden Dateien verwenden können.
Nun greifen die Systemtools: Möchten Sie diese große Datei laden, versucht iOS, vor dem Downloaden Platz zu schaffen. Vielfach gelingt es, um die 1 GB Speicherplatz freizuräumen. Gelöscht werden Dinge, die Ihr iPhone oder iPad nicht zum Überleben braucht: temporäre Dateien von einzelnen Apps genauso wie Vorschaudateien.
iOS: Noch mehr Platz schaffen
Wenngleich unser erster iOS-Frühjahrsputz bereits zwei Jahre her ist, haben unsere Aufräumtipps nach wie vor Bestand. Einzig die oben erwähnte Sinnhaftigkeit beim Löschen des Caches können Sie sich überlegen, denn viel bekommen Sie damit nicht frei. Um richtig Platz zu schaffen, gehen Sie bitte die Tipps unseres Ursprungsbeitrags durch.
iOS 10.3 optimieren
Mit dem Update auf iOS 10.3 wechselte das bisher verwendete Dateisystem HFS zum neuen APFS. Platzersparnis und ein Plus an Performance wurden versprochen – und können offenbar gehalten werden. Mit dem Einspielen des Updates auf iOS 10.3 aktualisiert sich der interne Speicher automatisch von HFS+ auf APFS. Das Besondere am neuen Dateisystem: Kopien werden nicht mehr als neue Datei angelegt, sodass diese Dateikopie auch keinen Speicherplatz mehr belegt.
APFS schafft Schnelligkeit und Platz
APFS setzt also auf Verweise, was die Leistungsfähigkeit des gesamten Systems positiv beeinträchtigt. Das Cloning von Dateien wird aktiv im System genutzt und nicht nur dann, wenn Anwender Dateien kopieren. So stellt es sich in Apples Dokumentation dar. Apple verfolgt damit das Ziel, Speicherplatz zu sparen und eine Alternative zur Deduplication zu schaffen, denn die Data-Duplication hat Apple durch die Datenverschlüsselung nicht eingesetzt. Apple selbst beschreibt die Unterschiede der Dateisysteme in dieser Tabelle.
Das Performance-Plus zeigt sich an diversen Ecken und Enden. Die Redakteure von Macwelt haben beispielsweise festgestellt, dass die Zeit zum Duplizieren einer 4K-Videodatei von 23 Sekunden unter iOS 10.2 auf sagenhafte 3,74 Sekunden unter iOS 10.3 reduziert wurde. Auch die Curved-Redaktion hat sich mit dem neuen Dateisystem auseinandergesetzt und steuert Zahlen bei.
Haben Sie trotz des neuen Dateisystems im Laufe der Zeit Probleme mit der Performance, setzen Sie sich mit den Tipps unseres Ursprungsbeitrags auseinander. Die Absätze unter „Die Leistung unter iOS 8 optimieren“ sind für Sie relevant.
iOS 10.3 sichern
„Differential Privacy“ – hinter diesem Begriff verbirgt sich Apples neue Art, mit Daten umzugehen. Apple sammelt detailliertere Daten von Anwendern. Differential Privacy kann aus der Gesamtheit der Daten lernen, jedoch ohne einzelne Nutzer dabei zu kompromittieren. Überhaupt wirbt Apple verstärkt mit Datenschutz: seit dem Streit mit dem FBI pocht der Konzern auf Datenschutz.
Differential Privacy in iOS
Differential Privacy (DP) gehört zum Menüpunkt „Analyse“. Unter „Einstellungen“ – „Datenschutz“ gelangen Sie zum Menü. Widersprechen Sie DP, verspricht Apple, dass auch keine Diagnose- und Nutzungsdaten bei Apple landen.
DP schießt sich auf die Bereiche Emoji, Quicktype-Wörterbuch, Deep-Link-Verschläge in Spotlight sowie häufige Hervorhebungen in den geteilten Notizen ein. Der Sinn ist recht klar: Um die am häufigsten genutzten Emojis schneller zu finden, werden diese analysiert. Dasselbe gilt für die Quicktype-Tastatur, bei der Apple eingegebene Wörter analysiert, wenn sie der Nutzer ins Wörterbuch aufnimmt. Auch der Wort-Kontext soll erfasst werden. Ab iOS 10.3 setzt Apple auch beim Analysieren der iCloud-Daten auf DP.
Apple möchte zum Beispiel herausfinden, inwieweit eingegebene Wörter im Kontext gesehen werden können. Die Redaktionskollegen von Heise greifen hier das Beispiel „spielen“ auf: wird das Wort häufig im Kontext mit bestimmten Fußballclubs verwendet oder sind Kinder beim Spielen gemeint? Womöglich taucht das Wort auch oft im Zusammenhang mit Musikinstrumenten auf.
Wie arbeitet DP?
Mit DP soll eine Gratwanderung gelingen: einerseits sollen Auswertungen über eine große Datenmenge möglich sein, andererseits jedoch keinerlei Rückschlüsse auf Einzelpersonen. Dabei ist DP kein Algorithmus, sondern ein Konzept. Dieses besagt, dass erfasste Daten nach dem Zufallsprinzip derart verändert werden, dass sinnvolle statistische Auswertungen ermöglicht werden, Aussagen über Einzelne jedoch absolut wertlos werden. Durch die Manipulation der Daten weiß man nicht, ob diese Aussagen der Wahrheit entsprechen würden. Auch das Abgleichen mit anderen Datensammlungen ist damit sinnlos.
Heise erklärt dies gut an einem Beispiel: „Um ein Bild aus der Akustik zu wählen: Differential Privacy fügt einem Musikstück ein starkes Rauschen hinzu. Die Melodie bleibt weiterhin gut hörbar, aber einzelne Instrumente lassen sich nicht mehr zweifelsfrei identifizieren. Wichtig: Das Rauschen wird bei DP direkt auf dem Gerät des Anwenders erzeugt, nicht erst in der Cloud beziehungsweise beim Hersteller.“
Das Anonymisieren und Verfremden der Daten erfolgt mittels Hashing, Noise Injection oder Subsampling. Mittels Hashing werden personenbezogene Daten in zufällige Zeichenketten gewandelt, die nicht mehr in ihren Ursprungszustand zurückgeführt werden können. Subsampling ist ein Verfahren zur Datensparsamkeit, durch das man sich zum Auswerten auf Stichproben beschränkt. Heißt: ein Datensatz wird reduziert, sodass nur ein Teil der erhobenen Daten zum späteren Analysieren bereitsteht. Noise Injection fügt das erwähnte „Rauschen“ in den Datenbestand ein.
Durch diese drei Verfahren ist eine De-Anonymisierung nicht möglich: ein realistisches Bild könne so nicht mehr geschaffen werden. Jedoch darf das „Stören“ nicht das einzige Mittel der Wahl sein, um Anonymität zu gewährleisten. Der Datenumfang muss in einem gewissen Rahmen bleiben. Dieser Umfang wird als „Privacy Budget“ bezeichnet. Hier muss das richtige Maß gefunden werden: zu viele unverfälschte Daten gefährden die Privatsphäre und Anonymität, an zu wenigen Daten scheitert die Auswertung.
Privacy Budget ist keine feste Größe
Zahlen zum Privacy Budget anzugeben, wäre fatal, denn der Datenumfang kann keine feste Größe haben. Vielmehr gilt es, die Brücke von der maximalen Anonymität zur maximalen Auswertbarkeit zu schlagen. Damit muss ein individuell zu ermittelnder Algorithmus pro Datenmenge gefunden werden. Weitere Abfragen sind unmöglich, wenn das Privacy Budget überschritten wird. Diese Tatsache macht das mathematische Konzept hinter DP nicht nur aufwendig, sondern im schlimmsten Fall instabil.
Das zeigt, dass DP dann sinnvoll eingesetzt werden kann, wenn die Fragestellungen klar sind. Ist im Voraus unklar, für welche Abfragen DP Einsatz finden soll, leidet entweder das Privacy Budget oder aber die statistische Auswertung.
Unseren Datenschutz-Gesetzen kommt DP sehr entgegen, denn Datensparsamkeit lautet das Prinzip: nur jene Daten werden verwendet, die für den Zweck auch wirklich notwendig sind. Insgesamt lässt sich also resümieren, dass DP ein sinnvolles Konzept für mehr Anonymität ist, welches dennoch das Auswerten von Daten zulässt. Das Privacy Budget muss natürlich entsprechend angepasst sein.
Hier kann letztlich nur die Praxis zeigen, inwieweit Apple DP sinnvoll einsetzen kann. Da es sich um Closed Source handelt, ist kaum mehr nachvollziehbar, wie Apple DP als Leitgedanken ausführt. Das Fazit kann jedoch nur lauten, dass die Richtung, in die Apple mit DP geht, wünschenswert ist.
iOS 10.3.1: erstes Update steht bereit
Nur wenige Tage nach dem finalen Update auf iOS 10.3 war bereits ein weiteres Update notwendig. Mit diesem Sicherheits-Update wird eine Lücke geschlossen, durch die Angreifer, die sich in WLAN-Reichweite befanden, willkürlichen Code auf dem WLAN-Chip ausführen konnten.
Darüber hinaus werden User nach und nach via Push-Benachrichtigung dazu aufgefordert, die Sicherheit der Apple-ID und der iCloud-Daten zu optimieren: „Schalten Sie die Zwei-Faktor-Authentifizierung an“. Klicken Sie auf diese Push-Nachricht, so gelangen Sie an die Stelle der Systemeinstellungen, an der Sie die Funktion aktivieren können. Verschiedene Geräte lassen sich als zweiter Faktor einsetzen, vorausgesetzt, diese sind in demselben iCloud-Account eingeloggt.
Auch können Sie eine Mobilfunknummer hinterlegen, sodass Ihnen ein sechsstelliger Code per SMS gesendet wird. Ein Account, der mit der Zwei-Faktor-Authentifizierung geschützt wird, lässt sich ausschließlich über den Apple-Support wiederherstellen.
Nun existiert parallel auch die Two-Step-Verification; Apple nennt es „Zweistufige Bestätigung für die Apple-ID“. Dieses Verfahren nutzte einen Recovery-Schlüssel und Codes, die nur vier Stellen hatten. Beide Verfahren werden parallel weiterhin angeboten. Nutzen Sie noch die ältere Variante, ist es empfehlenswert, diese abzuschalten und zur Zwei-Faktor-Authentifizierung zu wechseln. Warum das empfehlenswert ist, lesen Sie bei Mac & I.
Privatsphäre-Tipps für iOS 10.3
Wie Sie Ihre Privatsphäre und die Gerätesicherheit Ihres iPads oder iPhones weiter optimieren, lesen Sie bitte in unserem Ursprungsbeitrag nach. Sämtliche Kritikpunkte sowie Anleitungen haben bis heute Bestand.
Ab nächster Woche: Frühjahrsputz für Server
Haben Sie weitere Tipps und Tricks, die unsere Leserinnen und Leser unter iOS 10.3 weiterhelfen? Lassen Sie uns gerne in den Kommentaren daran teilhaben!
Ab der kommenden Woche schauen wir uns Serversysteme an. Den Start macht Windows Server 2016.
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